„Heute habe ich den besten Chef der Welt“

Als gelernte Krankenschwester wollte Cathleen Huff immer nah am Patienten arbeiten. Ihr Organisationstalent brachte ihr aber immer wieder Managementaufgaben ein. Heute hat sie endlich beides – und darf sich offiziell „Praxismanagerin“ nennen.

 

Frau Huff, Sie sind eigentlich gelernte Krankenschwester. Wie sind Sie in die Arztpraxis gekommen?

Meine frühere Arbeit als Krankenschwester in der Unfallambulanz habe ich sehr geliebt. Als 2002 mein Sohn geboren wurde – ich war von Anfang an alleinerziehend – war klar: Ein Job im 3-Schichten-Dienst ist nicht mehr drin für mich. Also habe ich mich bei Arztpraxen beworben: Medizinisches Wissen hatte ich ja, ich liebte den Umgang mit Patienten und ich war mehr als bereit, mich in anderen Fachbereichen fortzubilden. In einer dermatologischen Praxis hat es dann geklappt und ich habe erstmal sieben Jahre lang „on the job“ die Tätigkeit einer MFA erlernt.  Was mir all die Zeit sehr gefehlt hat, war der medizinisch-operative Bereich – die Fortbildung zur Wundmanagerin war zum Beispiel immer ein Traum von mir. 2012 wechselte ich voller Hoffnung in eine Praxis mit einem größeren operativen Bereich – und blieb direkt in der Anmeldung hängen! Ich behielt die Ruhe am Empfang, erwies mich als belastbar, hatte den Überblick und galt als „perfektes Aushängeschild“. Ich bekam Lob und Anerkennung und trotzdem war ich nicht glücklich.

Trotz Ihrer medizinischen Ausbildung galt die Anmeldung als Ihr Hauptarbeitsbereich?

Als alleinerziehende Mutter entwickelt man wohl automatisch das Organisationstalent, das sich viele Betriebe an zentraler Stelle wünschen. Obwohl es mich immer zur Arbeit am Patienten zog, wuchs stattdessen meine Verantwortung im kaufmännisch-administrativen Bereich. Ich bekam zunehmend Führungsaufgaben, und als wir, meinem Wunsch entsprechend, eine neue Kollegin für den Empfang gefunden hatten, managte ich plötzlich den Sprechstunden- und Praxisbedarf und verhandelte mit Pharma-Vertretern. Um die Patienten kümmerte ich mich trotzdem. Abends, wenn alle heimgingen, machte ich mich an den Papierkram. Ich habe immer gern Verantwortung übernommen und ging selten pünktlich aus der Praxis. Ehrlich gesagt: Es fiel mir früher sehr schwer, Nein zu sagen.

Und jetzt können Sie auch mal Nein sagen?

Ja, heute kann ich es besser. Das habe ich auch im PKV-Fernlehrgang zur Praxismanagerin nochmal ganz bewusst reflektiert: Es bringt nichts, sich Tag für Tag aufzureiben und erst Stopp zu sagen, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Bei mir war das so. Ich hatte jahrelang unbezahlte Überstunden gemacht, mich nie beschwert, dass mir keine Weiterbildungen zugestanden wurden, habe es hingenommen, keine Wertschätzung vom Chef zu erfahren, während die Patienten mich immer sehr schätzten.

Es war schließlich auch eine begeisterte Patientin, die mich dann eines Tages für die Praxis ihres Ehemanns abwarb – mit Erfolg! In den darauffolgenden Wochen habe ich eine tadellose Übergabe hinterlassen und mich zweimal die Woche nach Feierabend an meinem neuen Arbeitsplatz eingearbeitet. Mein damaliger  Chef konnte mich mit keinem Geld der Welt mehr halten, für mich gab es kein Zurück – obwohl ich erstaunt war, welche Fortbildungen und Gehaltsbeträge da plötzlich im Raum standen! Wertschätzung ist wichtig, aber bitte nicht erst, wenn man mit der Kündigung vor dem Chef steht.

Fühlen Sie sich im jetzigen Job wertgeschätzt?

Heute habe ich den besten Chef der Welt. Ich darf ein tolles Team führen, in dem wir uns mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Dreizehntes Gehalt, Weihnachtsfeier und Betriebsausflug stehen jedes Jahr auf dem Programm. Wer Potential und Lust auf Verantwortung hat, erfährt Unterstützung in seiner Weiterentwicklung. Wir haben in unserer BAG-Praxis Proktologie und Gastroenterologie unter einem Dach, zwei niedergelassenen Ärzte mit jeweils einer angestellten Ärztin. Das Praxisteam besteht aus 14 Leuten und einem Azubi. Jeden letzten Freitag im Monat haben wir Teamsitzung, die Chefs lassen sich in die Pflicht nehmen bei Themen, die sie selbst entscheiden müssen. Verantwortlichkeiten sind klar geregelt. Das Arbeitsklima würde ich als sehr gut bezeichnen, auch der Krankenstand ist recht gering: Die typische Freitags- und Montagskrankheit gibt es bei uns nicht.

Sie haben sich immer gewünscht, mehr am Patienten zu arbeiten. Ist das jetzt so?

Jein (lacht). Ich war kaum ein Jahr in der jetzigen Praxis, da kündigte die Erstkraft und das Team stand quasi ohne Leitung da. Ausgerechnet ich als Dienstjüngste wurde plötzlich zur Vorgesetzten erklärt. Das war sicher nicht einfach für manche und das konnte ich auch sehr gut verstehen. Auf der anderen Seite: Wenn es um Korrespondenz mit der KV oder Ärztekammer ging, um komplizierte Personal- und Abrechnungsfragen oder Spezialthemen wie LANR und Arztwechsel mitten im Quartal, dann musste ich ran. Ich scheute auch die Verantwortung nie. Eine Schulung „Vom Kollegen zum Vorgesetzten“ half mir dabei, mich in die neue Rolle einzufinden. Aber es war mir immer noch unangenehm, wenn die Chefs mich als „unsere Praxismanagerin“ vorstellten. Das änderte sich erst mit dem Fernlehrgang beim PKV Institut.

Was haben Sie aus dem Fernlehrgang in Ihren Berufsalltag mitgenommen?

Ich habe sehr viel mitgenommen. Die Lektionen bereiten das notwendige Wissen für den Job so gut auf, dass ich sie direkt als Nachschlagewerke in die Praxis gestellt habe, wo sie mit Begeisterung genutzt werden. Auf die QEP-Rezertifizierung konnte ich die Praxis mithilfe der Lehrgangsunterlagen so gut vorbereiten, dass wir direkt mit 1+ bestanden haben. Aber auch meine innere Haltung hat sich verändert, mein Vertrauen ins Team ist noch stärker geworden. Ich komme inzwischen um 7 Uhr morgens statt 6 Uhr. Ich bin natürlich erreichbar, wenn es Probleme gibt, aber ich sehe mit Freude, wie Teamkolleginnen in neue Verantwortungsbereiche hineinwachsen und Sicherheit gewinnen. Wir pflegen in der Praxis ein Handbuch mit präzisen Anleitungen zu den verschiedensten Themen. In dem wird zum Beispiel genau beschrieben, wie die Server neu gestartet werden müssen, damit der Praxisbetrieb reibungslos funktionieren kann. Das Wissen aus dem Fernlehrgang ist Gold wert. Aber was man menschlich und persönlich für sich mitnimmt, ist unbezahlbar.