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Hausarztpraxen sollen in nationaler Strategie gegen Einsamkeit zentrale Rolle spielen

Kein Kaffeeklatsch in der Nachbarschaft, kein gemeinsamer Museumsbesuch, kein Training im Sportverein. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen sind viele Menschen sehr allein – in allen Altersgruppen. Alleinsein kann zu Einsamkeit führen, die wiederum krank macht. Wie wichtig es ist, nun gegenzusteuern, haben inzwischen nahezu alle Parteien erkannt. Die Union fordert einen Einsamkeitsbeauftragten, der eine nationale Strategie gegen die Einsamkeit entwickelt. Dabei könnten Hausarztpraxen eine zentrale Rolle spielen.

Wenn eine Patientin bei Ihnen in der Praxis erscheint, über diffuse Beschwerden berichtet und offenbar nicht ernsthaft krank ist, dann könnte Einsamkeit der Grund für den Arztbesuch sein. Für manche Patienten reicht es bereits, Ihr freundliches Lächeln zu sehen und auf die Frage „Wie geht es Ihnen“ antworten zu dürfen. So groß ist der Wunsch nach menschlichem Kontakt.

Andere gehen noch einen Schritt weiter. Notfallsanitäter und -ärzte berichten, dass die Einsamkeit bei einigen Anrufern der Anlass sei, 112 zu wählen. Endlich interessiert sich jemand für das Befinden dieses Menschen. Das war schon vor der Pandemie so. Denn in unserer individualisierten Gesellschaft vereinsamen viele, vor allem ältere Menschen. Die Pandemie hat diese Situation noch verschlimmert.

Eindeutige Anzeichen von Einsamkeit

Manchmal ist es umgekehrt: Ärzte diagnostizieren eindeutige Anzeichen, die auf Einsamkeit schließen lassen, ohne dass der Patient das Thema anspricht. Alkoholmissbrauch, Dehydrierung, Depression, unversorgte Wunden und mangelnde Hygiene können solche Zeichen sein.

Ärzte sollen Kontaktdaten weitergeben dürfen

Die Union regt einen nationalen Aktionsplan an, in dem Hausärzte als zentrale Schnittstelle dienen. Hausarztpraxen sollten rechtlich dazu befugt sein, die Kontaktdaten offenbar einsamer Menschen an Institutionen weiterzugeben, die gegen die soziale Isolation kämpfen. Das könnten z.B. Sozialstationen oder Vereine sein. Voraussetzung ist immer, dass die Patienten der Weitergabe ihrer Daten zustimmen.

Auch Krankenhaus- und Notärzte sollten für das Thema stärker sensibilisiert werden und Daten weiterleiten dürfen. Es gelte, das Tabu zu brechen. Denn die meisten Menschen, die unter Einsamkeit leiden, möchten nicht darüber sprechen. Dabei gibt es auch während der Pandemie Wege zu mehr menschlichen Kontakten: Spaziergänge zu zweit, Telefonate mit Freunden, ehrenamtliches Engagement. Manchen Patienten fehlt nur ein kleiner Stubbs, den Sie als MFA vielleicht geben können. Tipps zu Wegen aus der Einsamkeit finden Sie hier.

Besorgniserregende Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen

Besonderes Augenmerk gilt einsamen Kindern und Jugendlichen, die stark unter Lockdown und Homeschooling leiden. Allein 7,3 Millionen Jungen und Mädchen können zurzeit nicht in ihrem Sportverein trainieren. Das führt nicht nur zu körperlichen Defiziten, sondern auch zu vielen Stunden allein vor dem Bildschirm. Schon seit Jahren beklagen Kinder- und Jugendpsychologen, dass junge Menschen in viel zu engen Grenzen aufwüchsen, zu behütet seien und nicht mehr wild sein dürften. Der Leistungsdruck sei hoch. Nun kommen mangelnde Kontakte hinzu. Die Zahl psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher ist während des zweiten Lockdowns stark angestiegen.

Vor allem wer vor der Pandemie schon belastet war, zeigt nun häufiger Krankheitsbilder wie Zwangsstörung, Angst und Depression. Selbstmordgedanken nehmen zu. Dann ist entscheidend, wie Schulen und Eltern reagieren. Gespräche über die Einsamkeit, Zuwendung, Online-Beratung durch geschulte Pädagogen oder ein Besuch beim Kinder- und Jugendarzt können erste Schritte sein, um aus der Krise zu finden.

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