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Je länger die Pandemie, desto geringer die Lebensqualität junger Menschen

Kinder und Jugendliche, die sich in ihren Familien gut aufgehoben fühlen, kommen relativ gut durch die Pandemie. Sorge bereiten junge Menschen aus Risikofamilien. Ihre seelische Belastung ist besonders hoch. So eines der Ergebnisse der COPSY-Studie, deren Name sich aus den Wörtern Corona und Psyche zusammensetzt. Die Forscher fragten Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten der Pandemie, wie es ihnen geht.

Vier von fünf Kindern und Jugendlichen fühlen sich inzwischen durch die Corona-Pandemie belastet. Ihre Stimmung verschlechtert sich von Monat zu Monat. Je länger die Pandemie sich hinzieht, desto mehr Kinder berichten von einer schlechteren Lebensqualität. Inzwischen fühlen sieben von zehn Kindern und Jugendlichen sich nicht mehr wohl. Sie berichten von mehr Streit mit den Eltern, zunehmenden Problemen in der Schule und Stress mit ihren Freunden. Das ist vor allem deshalb bedenklich, weil Erlebnisse aus Kindheit und Jugend das gesamte Leben prägen. Wenn Abwechslung, Bewegung und soziale Kontakte heute fehlen, können die Folgen noch viele Jahre spürbar sein.

Es trifft vor allem sozial Schwache

Drei von zehn Kindern leiden wie schon zu Beginn der Pandemie unter depressiven Symptomen sowie psychosomatischen Beschwerden. Sie sind niedergeschlagen oder ängstlich, haben Kopf- oder Bauchschmerzen. Der Verzehr von Süßigkeiten nimmt zu, Sport fällt für viele Kinder und Jugendliche weg. Stattdessen verbringen sie noch mehr Zeit an Handy, Tablet oder Spielekonsole als zu Beginn der Pandemie. Alarmierend ist, dass der COPSY-Studie zufolge vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen sind.

Wertvolle Daten aus der Studie

Für die COPSY-Studie befragten Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche sowie 1.600 Eltern per Online-Fragebogen. Die Studie ist in Deutschland die erste und international eine der wenigen sogenannten Längsschnittstudien, die Kinder und Jugendliche über einen längeren Zeitraum beobachten. Prof. Dr. med. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie, fordert „verlässlichere Konzepte, um Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen“. Auch insgesamt müssten die seelischen Belastungen von Familien und Kindern während der Pandemie und während eines Lockdowns stärker berücksichtigt werden.

„Aufholpaket“ der Bundesregierung

Die Bundesregierung wurde von Kinder- und Jugendärzten sowie Organisationen wie dem Kinderschutzbund dafür kritisiert, die Kinder allein zu lassen. Inzwischen hat sie reagiert. Das Bundesfamilienministerium stellt für das „Aufholpaket“ zwei Milliarden Euro zur Verfügung, um die Corona-Folgen zu mildern. So sollen z.B. sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler einfacher an Nachhilfe kommen. Freizeit- und Feriengestaltung sollen gefördert werden. Inwieweit das Programm Entwicklungsstörungen und negative psychische bzw. körperliche Auswirkungen der Pandemie abfangen kann, ist offen.

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