| Magazin

5 Tipps zum Umgang mit Antibiotika-Mangel in Kinderarztpraxen

Im letzten Herbst und Winter war der Mangel an Antibiotika-Säften für Kinder so gravierend wie noch nie. Ein neues Gesetz soll nun die Ursachen für die Lieferschwierigkeiten dieser wichtigen Medikamente bekämpfen. Doch was können Kinderarztpraxen tun, bis das Gesetz wirkt?

Mangelsituation gravierend – aber unübersichtlich

Nach wie vor sind in Deutschland bestimmte Antibiotika Mangelware, besonders in einer für Kinder geeigneten Form. Der Präsident des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), Thomas Fischbach, macht sich Sorgen. Gegenüber der Ärzte Zeitung betonte er: „Dadurch sind wir oftmals nicht mehr in der Lage, die Kinder leitliniengerecht zu behandeln.“

Im vergangenen Herbst und Winter waren auch viele Alternativen für nicht verfügbare Antibiotikasäfte knapp, weil der Bedarf durch eine Welle von Streptokokken-Infektionen sehr groß war. So führte der Penicillin-Mangel auch zu einem Mangel an Amoxicillin. Dadurch waren nicht nur Kinder mit Streptokokken-Infektionen unterversorgt, sondern auch solche, die Mittelohr- oder Lungenentzündungen hatten.

Oft sind in den Apotheken nur noch Antibiotika für Erwachsene verfügbar oder solche, die nur als Zweite-Wahl-Mittel gelten, weil sie ein höheres Risiko für Nebenwirkungen bergen. Manchmal werden Kinder dann ins Krankenhaus geschickt, in der Hoffnung, die dortige Apotheke hat noch passende Antibiotikavorräte.

Den Überblick zu behalten, wo es noch passende Antibiotika für Kinder gibt, ist schwer. Zum einen, weil die Versorgungslage stark schwankt, zum anderen, weil es große lokale Unterschiede gibt. Auch Einfuhren aus den Nachbarländern sind schwierig zu organisieren, weil der Mangel europaweit besteht und weil die Bestimmungen, welche Mittel eingeführt werden dürfen, sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
 

Wann nimmt der Mangel ab?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Winter einen Entwurf für das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) auf den Weg gebracht, das den Mangel bekämpfen soll. Es muss noch abschließend vom Bundesrat beschlossen werden, bevor es in Kraft treten kann. Aber auch danach wird man noch Geduld brauchen. Denn die geplanten Maßnahmen werden zwar von Experten als Schritte in die richtige Richtung begrüßt – bis sie Erleichterungen bringen, wird es aber noch dauern. Fast niemand rechnet damit, dass im nächsten Winter alle Antibiotika-Säfte für Kinder immer zur Verfügung stehen werden.

Es ist deshalb eine gute Idee, das Verschreibungsverhalten an die Mangelsituation anzupassen und sich zu überlegen, wie man schnell an Informationen über den Lieferzustand vor Ort kommen kann.
 

5 Tipps für den Umgang mit fehlenden Antibiotika in Kinderarztpraxen

  1. Halten Sie sich über Lieferengpässe auf dem Laufenden. In den wöchentlich aktualisierten Meldungen zur Versorgungslage bei Antibiotika listet das BfArM ebenfalls auf, welche Ersatzmittel für nicht verfügbare Antibiotika gestattet sind. Die Liste enthält auch Angaben über Hersteller und eventuelle Einschränkungen bei der Abgabe der Mittel.
  2. Informieren Sie sich über antibiotische Standardtherapien bei bestimmten Indikationen. Die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) hat eine Liste mit Empfehlungen veröffentlicht, die Orientierung bei der Verordnung von Antibiotika bietet.
  3. Informieren Sie sich über Substitutionsmöglichkeiten bei bestimmten Indikationen. Die DGPI hat eine weitere Liste mit Empfehlungen veröffentlicht, welche Antibiotika bei welcher Erkrankung eingesetzt werden können, wenn Penicillin und Amoxicillin nicht beschafft werden können.
  4. Antibiotika sparsam verordnen. Bei mild ausgeprägten Atemwegserkrankungen oder Mittelohrentzündungen kann zugewartet werden und Patientinnen können zuerst mit Schmerzmitteln versorgt werden.
  5. Halten Sie Kontakt zu den Apotheken vor Ort. In manchen Städten melden Apotheken per E-Mail oder Messenger-Dienst welche Präparate sie vorrätig haben. So lassen sich die Verordnungen anpassen.

Thema Abrechnung

Machen Sie sich fit!

Bilden Sie sich wei­ter und wer­den Sie zer­tifi­zierte Ab­rechungs­mana­gerin.


Newsletter

Regelmäßige Neuigkeiten für Ihren Praxisalltag und zu interessanten Fortbildungen. Melden Sie sich an und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.