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Wie Sie Menschen mit chronischen Schmerzen zur Bewegung motivieren

Jede MFA kennt es: Nach einer Reha-Behandlung sind Patientinnen und Patienten motiviert, sich ausreichend körperlich zu bewegen. Nach einem halben Jahr hat sich das Pensum aber leider fast immer deutlich reduziert. Mit allen bekannten Negativeffekten. Doch es gibt Tricks, um die Motivation und den Erfolg langfristig aufrecht zu erhalten.

Bewegung gegen Schmerzen? Das Prinzip, das viele Leistungssportler kennen, können alle Menschen nutzen, die sich mehr körperlich bewegen sollen oder wollen. Auch Personen mit chronischen Schmerzen. Das Geheimnis: Sie trainieren und „überlisten“ damit ihr Gehirn, das die Bewegung als schmerzlindernd abspeichert. Klingt verrückt? Nicht, wenn die Wirkungen einfühlsam erklärt werden.
 

Sport ist trotz chronischer Schmerzen wichtig

Dr. Martin von Wachter ist leitender Oberarzt an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Ostalb-Klinikum Aalen. Er hat zahlreiche Publikationen zum Thema psychosomatische Schmerztherapie und Schmerzedukation veröffentlicht. Beim Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der im Mai 2023 in Berlin stattfand, erklärte er, wie die Motivation erhöht werden kann, auch bei chronischen Schmerzen Sport zu treiben.
 

Bewegung auf Rezept

Damit sich Menschen kontinuierlich bewegen, müssen sie zunächst verstehen, warum körperliche Betätigung auch bei Erkrankungen und bis ins hohe Alter notwendig ist. Bewegung erhöht die Lebensqualität und Funktionalität. Es macht einen entscheidenden Unterschied, ob man selbst die Treppen zum Bäcker bewältigen oder mit den Enkeln spielen kann. Dr. Martin von Wachter verschreibt daher lieber „Bewegung auf Rezept“ statt Massage. Alle aktuell gültigen Informationen sowie das Formular Ärztliche Verordnung für Rehabilitationssport/Funktionstraining (Muster 56) sind auf der Seite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu finden. Zu jeder Schmerztherapie gehört die Aufklärung über Entstehung, Arten und Umgang mit Schmerz. Eine Patientenversion findet sich beispielsweise auf MSD Manual, das heute ein umfassendes medizinisches Nachschlagewerk für Angehörige der medizinischen Fachkreise, Patienten und Interessierte ist.
 

Wenn Waldi auf Frau Müller trifft und der Zug verpasst wurde

MFAs führen in der Regel keine therapeutischen Übungen mit Patienten durch. Doch es schadet nicht zu wissen, wie schmerztherapeutisch Tätige arbeiten. „Es ist wissenschaftlich untersucht und bestätigt, dass sich Patienten Übungen besser merken, wenn diese Namen haben und mit ihnen Geschichten erzählt werden“, erklärt Dr. Martin von Wachter. Die „Waldi-Übung“ ist ein Beispiel: „Sie kommen aus der Fleischerei und treffen Waldi. Der Hund der Nachbarn möchte am liebsten eine Wurst aus ihrer Tüte stibitzen. Sie schauen herunter und sagen bestimmt: ‚Nein, Waldi, du bekommst die Würstchen nicht.‘“ Oder die „Frau Müller-Frau-Meyer-Übung“: Dabei drehen sich die im Wartezimmer sitzenden Patienten abwechselnd nach links und rechts und grüßen (Guten Tag, Frau Müller; Guten Tag Frau Meyer). Auch die Pendler-Übung sorgt für Schmunzeln. Bei der Vorstellung, dass der ICE weggefahren ist, pendeln die Arme nach links und nach rechts. Weitere erlebnisorientierte Praktische Übungen finden sich im gleichnamigen Fachbuch. Für Laien geeignete Informationen finden sich bei SchmerzTV auf YouTube.
 

Aktionstag gegen Schmerz am 6. Juni 2023

Die genannten Übungen sind nur ein möglicher Baustein einer ganzheitlichen Schmerztherapie, die multiprofessionell erfolgen soll. Am 12. Aktionstag gegen den Schmerz, der am Dienstag, 6. Juni 2023, stattfindet, informieren bundesweit 141 Einrichtungen über das Thema Schmerz und ihre Angebote. Zudem wird zwischen 9 und 18 Uhr ein Ratgeber-Telefon für Patientinnen und Patienten geschaltet (0800 18 18 120). Zur Veranstaltungsübersicht der Deutschen Schmerzgesellschaft.

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