Bürger befürchten schlechtere hausärztliche Versorgung
„Nicht nur wir Hausärzte, sondern auch unsere Patienten machen sich Sorgen um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung. Sie blicken äußerst pessimistisch in die Zukunft und haben gleichzeitig das Gefühl, dass die Bundesregierung nicht mit der nötigen Konsequenz gegensteuert“, sagt Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Es scheine so, als nähme die Bevölkerung die Krise der hausärztlichen Versorgung ernster als die Politik.
Zahlen belegen Sorgen
Markus Beier stützt seine Aussage auf eine aktuelle Civey-Umfrage unter 5.000 Bürgern ab 18 Jahren im Auftrag des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes im September 2024. Darin spiegeln sich die Sorgen der Befragten wider:
- 76 % gehen davon aus, dass es in den kommenden 5 Jahren schwieriger wird, eine Hausarztpraxis zu finden.
- 58 % befürchten, dass die hausärztliche Versorgung für sie oder ihre Angehörigen in den kommenden Jahren nicht mehr wie heute sichergestellt werden kann.
- 72 % sind der Meinung, dass die Bundesregierung keine ausreichenden Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung ergreift.
- 37 % geben an, dass das Thema „Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung“ Einfluss auf ihre Entscheidung bei zukünftigen Wahlen haben wird.
- Mit Blick auf die heutige Situation erklären 56 % der Befragten, dass sie oder ihre Angehörigen nur selten oder nie Probleme bei der Terminfindung bei Hausärzten hatten. Knapp ein Viertel berichtet davon, hiermit häufig konfrontiert worden zu sein.
Mit Hinblick auf diese Ergebnisse fordert der Hausärztinnen- und Hausärzteverband die Bundesregierung auf, noch in diesem Jahr endlich die versprochenen Entlastungen zu beschließen. Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes dazu: „Die aktuelle Ampel-Regierung hat zwar viel angekündigt, passiert ist jedoch quasi nichts! Wir warten immer noch auf das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) und die zigmal versprochene Entbudgetierung.“ Ihrer Ansicht nach bräuchte es dafür nur einen Bruchteil des Geldes, das beispielsweise in den letzten Monaten in Krankenhäuser investiert wurde. „Mit jedem Tag, mit dem sich die versprochenen Entlastungen nach hinten schieben, wird es für die Hausarztpraxen schwerer, die Versorgung sicherzustellen.“
Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz befindet sich derzeit in der parlamentarischen Abstimmung. Termine für eine 2. und 3. Lesung stehen bisher nicht fest. Karl Lauterbach ist dennoch der festen Überzeugung, dass das Gesetz demnächst kommt, wie er beim Gesellschaftsabend des Verbandtreffens betonte. „Das Gesetz wird nicht auf die lange Bank geschoben“.
Patienten offen für HÄPPI-Modell
Um vor dem Hintergrund der sich immer weiter zuspitzenden Lage in den Hausarztpraxen auch zukünftig noch eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen zu können, schlägt der Hausärztinnen- und Hausärzteverband unter anderem das sogenannte HÄPPI-Modell vor (wir berichteten).
Kernelement dabei ist, dass qualifizierte, nicht-ärztliche Fachkräfte wie MFAs unter hausärztlicher Leitung mehr Verantwortung in der Versorgung und im Praxismanagement übertragen bekommen. Das können sich immerhin insgesamt rund 75 % der Umfrage-Teilnehmer vorstellen. Davon ist jedoch 50 % die Möglichkeit wichtig, einen Arzt dabei in greifbarer Nähe zu haben.
Dazu Nicola Buhlinger-Göpfarth: „Modelle, wie die vieldiskutierten Gesundheitskioske, in denen Versorgung ohne Arzt vor Ort stattfinden soll, sind nicht das, was die Menschen erwarten. Mit dem Teampraxis-Modell gibt es ein deutlich besseres und praktikableres Konzept.“
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