Corona-Impfungen: Strategien für angepasste Impfstoffe und Post-Vac-Syndrom
Probleme bei der Auslieferung der angepassten Kombinationsimpfstoffe
Arztpraxen erhalten in dieser Woche weniger an die BA.1.Corona-Variante angepasste Impfstoffe als sie bestellt hatten. Das gab das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Nachfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bekannt. Das BMG hatte zuvor angekündigt, dass jede Praxis bis zu 240 Dosen der neuen Kombinationsimpfstoffe bestellen könnte. Ausgeliefert wird nun aber in vielen Fällen nur ein Teil der bestellten Menge.
Für die Woche ab dem 19. September 2022 könnten aber wieder bis zu 240 Impfstoffdosen bestellt werden, teilte das BMG mit. Allerdings wies es darauf hin, dass sich die Praxen nicht darauf verlassen sollten, dass die Impfstoffe im vollen Umfang geliefert werden könnten. Das Ministerium rät im Moment dazu, vorsorglich weniger Patienten einzubestellen als aufgrund der Bestellmenge möglich sei, um keine Impftermine absagen zu müssen.
Weiterhin informierten die Impfstoffhersteller Moderna und Biontech/Pfizer, dass es abweichende Produktbezeichnungen bei den ersten Auslieferungen gibt. Faltschachteln und Durchstechflaschen trügen andere Produktbezeichnungen als in den Fachinformationen angegeben. Auf den Etiketten stehen die abweichenden Bezeichnungen COMIRNATY tozinameran/riltozinameran 15/15 mcg beziehungsweise spikevax 0,10 mg/mL 0/0.
Außerdem sei die Beschriftung der Impfstoffe durchgängig auf Englisch. Der Grund dafür sei, dass mit der Produktion schon vor der Zulassung der Impfstoffe begonnen worden sei.
Wie kann die Impfstrategie mit an BA.1 angepassten Impfstoffen jetzt aussehen?
Die neuen angepassten Kombinationsimpfstoffe sollten laut den Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission (SIKO) für Auffrischungsimpfungen eingesetzt werden. Für Impflücken bei der ersten und zweiten Corona-Impfung, die weiterhin bestehen und so schnell wie möglich geschlossen werden sollen, sollten die bisherigen Impfstoffe verwendet werden.
Für eine dritte Impfung empfiehlt die SIKO, Risiko-Patienten möglichst zeitnah mit einem bivalenten Impfstoff zu impfen, der sowohl Antikörper gegen den Omikron-Subtyp BA.1 enthält als auch gegen die Ursprungsvariante. Bei einer vierten (oder fünften) Impfung empfiehlt die SIKO Menschen über 70 Jahren und chronisch Kranken ebenfalls sich möglichst schnell mit den jetzt verfügbaren Kombinationsimpfstoffen impfen zu lassen und nicht auf Impfstoffe zu warten, die an die im Moment dominanten Omikron-Varianten BA.4/5 angepasst sind. Diese werden frühestens im Oktober zur Verfügung stehen, vielleicht aber auch erst später.
Gesunde Menschen unter 70 Jahren, die zu einer Risikogruppe gehörten, könnten mit einer Auffrischungsimpfung auf an BA.4/5 angepasste Impfstoffe jedoch warten. Dazu gehören zum Beispiel Beschäftigte im Gesundheitswesen.
Post-Vac-Syndrom tritt offenbar seltener auf als angenommen
In den letzten Monaten berichteten Medien zunehmend über Menschen, die nach einer Corona-Impfung länger anhaltende Beschwerden beschreiben, die dem Long-Covid-Syndrom ähneln. Doch wie häufig ist dieses sogenannte Post-Vac-Syndrom? Dazu hat sich nun das in Deutschland für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in seinem aktuellen Sicherheitsbericht zu den Covid-19-Impfstoffen geäußert.
Demnach wurden zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 30. Juni 2022 insgesamt fast 183 Millionen Impfungen zum Schutz vor Covid-19 durchgeführt. In diesem Zeitraum wurden dem PEI insgesamt 323.684 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen und Impfkomplikationen gemeldet. Darunter befänden sich auch zunehmend Meldungen über Gesundheitsstörungen, die als Long-Covid-ähnlich, chronisches Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome/Myalgische Enzephalomyelitis, CFS/ME), posturales Tachykardiesyndrom (POTS) oder Post-Vac bezeichnet werden, gab das PEI bekannt.
Die Bezeichnung Post-Vac bezeichnet nicht eine definierte Erkrankung, sondern steht für verschiedene Beschwerden, die langanhaltenden Symptomen nach einer Corona-Infektion ähneln. Das PEI fand in den Verdachtsberichten 472-mal Meldungen, die dem Post-Vac-Phänomen zugeordnet werden können. Die meisten dieser Meldungen wurden direkt von Patienten eingereicht. Das PEI kann anhand der beschriebenen Fälle derzeit kein Sicherheitssignal erkennen, kündigte aber an, die Meldungen zu überwachen und das Thema weiter zu erforschen.
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