

Dauerhaft schlank durch die Abnehmspritze?

Wurden Sie auch schon von Patientinnen oder Patienten auf die Abnehmspritze angesprochen? Diese ist seit einiger Zeit sehr präsent in den sozialen Medien, da viele Prominente durch diese Präparate in Rekordzeit abgespeckt haben. Doch ist sie wirklich für alle geeignet?
Mit dem umgangssprachlichen Begriff „Abnehmspritze“ sind in der Regel Medikamente aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten gemeint. Ursprünglich wurden diese Wirkstoffe entwickelt, um den Blutzucker bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu regulieren. Vor einigen Jahren hat sich jedoch herausgestellt, dass sie auch das Körpergewicht reduzieren können.
Diabetes oder Adipositas?
Für die reine Adipositastherapie ohne Diabetes werden in Deutschland derzeit nur die Präparate Wegovy® und Saxenda® offiziell empfohlen. Ozempic® und Mounjaro® sollten ausschließlich für die Diabetestherapie eingesetzt werden und können nur „off label“ zur Gewichtsreduktion verschrieben werden.
Wichtig für Patientinnen und Patienten: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur für an Diabetes Erkrankte. Wird das Medikament ausschließlich für die Gewichtsreduktion eingesetzt, müssen die Kosten selbst bezahlt werden. Diese liegen, je nach Produkt, bei rund 300 Euro pro Monat. Die Anwendenden spritzen sich mittels eines Fertigpens den Wirkstoff einmal wöchentlich selbst unter die Haut ins Fettgewebe.
Wer bekommt die Abnehmspritze?
Üblicherweise sind Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 die Zielgruppe. Sie sollten zuvor bereits herkömmliche Therapien erfolglos ausprobiert haben. Leiden die Patientinnen und Patienten unter gewichtsbedingten Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Schlafapnoe kann die Spritze auch schon bei niedrigerem BMI verschrieben werden.
Für Personen, die nur mal „ein paar Kilo“ verlieren möchten, ist die Abnehmspritze schon allein aufgrund der möglichen Nebenwirkungen nicht geeignet. Besonders häufig berichten Anwendende von Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall oder Erbrechen. In letzter Zeit gab es den Verdacht, die Präparate könnten in Verbindung mit dem Auftreten seltener Augennerv-Erkrankungen stehen.
Für immer schlank?
Eine aktuelle Metaanalyse aus 11 Studien vom Peking University People’s Hospital zeigt, dass die deutliche Gewichtsreduktion durch Abnehmspritzen in vielen Fällen nicht von Dauer ist. Nach dem Ende der Behandlung nimmt das Gewicht meist wieder kontinuierlich zu. Oft bereits ab der achten Woche nach Absetzen. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Personen, die während der Therapie stark an Gewicht verloren haben, selbst wenn sie parallel an Programmen zur Lebensstilveränderung teilnahmen. Die Forscher aus Peking verweisen auch auf eine vorherige Untersuchung. Laut dieser hatten Menschen, die eine 36-wöchige Behandlung mit dem Arzneistoff Tirzepatid beendet hatten, ein Jahr nach der Umstellung auf ein Placebo rund 50 % des zuvor verlorenen Gewichts wieder zugenommen.
Tabuthema Abnehmspritze?
Personen, die eine Abnehmspritze nutzen, werden im Freundes- und Familienkreis oft mit Vorurteilen konfrontiert. Nicht selten wird ihnen unterstellt, sie hätten „den einfachen Weg“ gewählt, statt sich mit Kalorienverzicht und Sport die Gewichtsabnahme selbst zu erarbeiten. Auch der Vorwurf, lediglich einem kurzfristigen Schönheitsideal nachzujagen oder „zu bequem“ für gesunde Ernährung zu sein, begegnet vielen Betroffenen immer wieder. Oft wird von Außenstehenden übersehen, dass es sich bei Adipositas um eine chronische Erkrankung handelt, die viele, teils komplexe Ursachen hat. Die Betroffenen haben häufig eine jahrelange Odyssee von gescheiterten Diäten und Abnehmprogrammen hinter sich. Und obwohl die Gefahr besteht, nach dem Absetzen der Spritze wieder (einen Teil) der Kilos zuzunehmen, kann sie trotzdem oftmals der Start in ein gesünderes Leben mit weniger Gewicht sein. Daher könnte ein möglicher Tipp für anwendende Patientinnen und Patienten lauten: Nicht jeder muss wissen, wodurch die Kilos gepurzelt sind. Parallel zur Anwendung sollte sowieso eine Lebensstilanpassung mit Kalorienreduktion und mehr Bewegung erfolgen.
MT
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