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Für Herdenimmunität müsste unsere Gesellschaft zurzeit einen hohen Preis zahlen

Schon der Begriff der „natürlichen Durchseuchung“ klingt gruselig. Gemeint ist, die Corona-Schutzmaßnahmen aufzuheben, damit sich möglichst viele Menschen infizieren. Der Vorteil dieser Strategie sei Herdenimmunität. Die Deutsche Gesellschaft für Virologie warnt eindringlich davor.

Begrüßungsküsschen für gute Freunde, mit offenem Gesicht zum Einkauf, unbeschwert spielende Kinder in einer Turnhalle – was zu Beginn des Jahres noch selbstverständlich war, ist heute schwer vorstellbar. Aus gutem Grund. Umso erstaunlicher ist die Forderung von Wissenschaftlern aus den USA (Harvard und Stanford) sowie Großbritannien (Oxford), mit den Corona-Maßnahmen Schluss zu machen. Ihr Argument in der Great Barrington Erklärung: Je mehr Menschen in der Bevölkerung SARS-CoV-2 hatten, desto größer die Herdenimmunität. Denn das Virus kann sich nicht mehr gut verbreiten, wenn viele Menschen es bereits hatten und dagegen immun sind. Das Szenario: Während junge Menschen sich anstecken und relativ unbeschadet durch COVID-19 gehen, leben ältere Menschen freiwillig in häuslicher Quarantäne. Die so erreichte Herdenimmunität ermögliche Personen ohne hohes Sterberisiko ein normales Leben und schütze gleichzeitig gefährdete Personen.

Wer die Kontrolle aufgibt, riskiert viele Todesopfer

Die Deutsche Gesellschaft für Virologie hält das für den völlig falschen Ansatz. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden einer unkontrollierten Durchseuchung seien um ein Vielfaches höher als die Folgen der Corona-Schutzmaßnahmen. Die Zahl der Todesopfer würde eskalieren. Auch junge Menschen könnten mit Langzeitfolgen kämpfen und hätten möglicherweise eine geringere Lebenserwartung. Außerdem sei nicht klar, wie lang die Immunität nach einer COVID-19-Erkrankung anhält.

Zwangsimpfung ist Fake News

Gleichzeitig haben Bund und Länder damit begonnen, sich auf eine groß angelegte COVID-19-Impfkampagne vorzubereiten. Ein Impfstoff wird Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zufolge zwar in diesem Jahr nicht mehr zugelassen. Dennoch sollen Impfzentren in Messehallen eingerichtet und Massenimpfungen organisiert werden. Wichtig ist, dass der Impfstoff bei minus 70 bis 80 Grad gekühlt werden kann. Daher dürften nur wenige Arztpraxen als Impfzentrum infrage kommen.

Falsch ist, dass eine Zwangsimpfung geplant ist. Diese Behauptung, die in Flugblättern und auf Homepages kursiert, gehört in die Kategorie der Fake News.

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