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HIV – immer noch große Unsicherheit

HIV hat seinen Schrecken in den letzten Jahren deutlich verloren. Doch in der Bevölkerung herrscht nach wie vor eine große Unsicherheit – auch bei Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Letzte Woche fand in München die jährliche Welt-Aids-Konferenz statt. Internationale Vertreter aus Medizin, Forschung und Selbsthilfe diskutierten und tauschten sich zu aktuellen Themen aus. 

Auch eine Umfrage des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle (ECDC) wurde vorgestellt. An dieser nahmen 18.430 Gesundheitsmitarbeitende aus 54 Ländern teil, darunter 44 % ärztliche Mitarbeitende und 22 % Pflegekräfte. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hat mangelnde Kenntnisse zu grundlegenden Therapie-Konzepten von HIV. Ebenso viele haben Angst davor, HIV-Infizierten Blut abzunehmen oder Wunden zu versorgen.
 

Schlechte Gesundheitsversorgung

„Ein beträchtlicher Teil von Gesundheitsmitarbeitern von 6 bis 12 % will Menschen mit HIV nicht behandeln“, berichtete Teymur Noori vom ECDC. Dazu zählten etwa homosexuelle Männer, Transpersonen oder Menschen, die sich intravenös Drogen spritzen. Die Befragten gaben verschiedene Gründe an, allen voran die Sorge, sich bei einer Behandlung mit HIV anzustecken.

50 % berichten, dass sie im Umgang mit dieser Gruppe nicht geschult seien. 18 bis 30 % berichten, dass sie in ihrem beruflichen Umfeld schon unterschiedliche Formen der Diskriminierung bei HIV-infizierten Menschen erlebt hätten. Genannt wurden etwa diskriminierende Bemerkungen oder eine schlechtere Gesundheitsversorgung. „Die Studie unterschreibt die Wichtigkeit von gezielten Interventionen in unterschiedlichen Gesundheitsbereichen zur Bekämpfung von HIV-bedingtem Stigma“, schlussfolgerte Teymur Noori. „Die Bewältigung dieser Probleme ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erreichung des globalen Ziels, die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden."
 

Diskriminierung an der Tagesordnung

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) gab es im vergangenen Jahr rund 2.200 HIV-Neuinfektionen. In Deutschland leben etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion. Das Ärzteblatt veröffentlichte anlässlich der Aids-Konferenz ein Interview mit Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe. Auch sie kann eine Benachteiligung von Menschen mit HIV im Gesundheitswesen beobachten. „HIV-positive Menschen werden als Patienten, aber auch als Mitarbeitende diskriminiert. Abgesehen von HIV-Schwerpunkteinrichtungen sind Menschen mit HIV in allen Indikationsgebieten Diskriminierung ausgesetzt.“ Besonders häufig würden sie Berichte aus zahnärztlichen Praxen erreichen, in denen HIV-positive Patienten oft nicht mal angenommen werden. Manchmal würde auch extra der letzte Termin des Tages vergeben – um die Praxis hinterher komplett desinfizieren zu können. Laut Silke Klumb eine unnötige Maßnahme. 

Prinzipiell sollten Praxisteams Menschen mit HIV ohne Berührungsängste und unnötige Hygienemaßen begegnen. Silke Klumb spricht sich daher auch gegen spezielle Kennzeichnungen auf Überweisungen an andere Praxen aus. Dies sei nicht notwendig. 

Prinzipiell sei die Versorgung von HIV- und Aids-Patienten in Deutschland aber zufriedenstellend. Allerdings gäbe es noch immer Versorgungslücken aufgrund fehlender Ressourcen oder politischer Entscheidungen. Diese beträfen häufig marginalisierte Gruppen wie Menschen mit Suchtproblemen, Personen ohne Krankenversicherung oder ohne Aufenthaltspapiere. 
 

Vorurteile abbauen

Die Aidshilfe bietet unter dem Motto „Let´s talk about Sex“ spezielle Seminare für Praxisteams an. Darin lernen sie, wie man mit Patienten emphatisch und vorurteilsfrei über sexuelle Gesundheit spricht. In der weiteren Beschreibung heißt es: Anhand von Fallbeispielen werden unterschiedliche Formen der Diskriminierung von Menschen mit HIV, schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben, sowie weiteren von HIV betroffenen Gruppen in der ärztlichen Praxis erfahrbar gemacht. 

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