Lauterbachs Pläne für mehr Prävention
Wie Lauterbach der Mediengruppe Bayern gegenüber erklärte, sollen zukünftig Apotheken gewisse Vorsorgeuntersuchungen übernehmen. Dieses Angebot solle vor allem jüngere Menschen ansprechen, für die regelmäßige Hausarztbesuche noch keine Selbstverständlichkeit sind. „Ich glaube, dass die Apotheker in diesem Bereich unfassbar wertvolle Arbeit leisten können“, sagte Lauterbach. Seiner Meinung nach sollten diese vor allem die Vorsorge gegen Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes durchführen. Dafür sollen gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse in bestimmten Abständen einen „Voucher“ erhalten, den sie in der Apotheke für die Untersuchungen einlösen können. Erst, wenn sich hier Auffälligkeiten in den Ergebnissen zeigen, solle ein Arzt konsultiert werden.
Bundesärztekammer widerspricht
Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat dazu eine klare Meinung: „Die Politik will seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagern.“ Apotheken seien von großer Bedeutung für die qualifizierte Versorgung mit Arzneimitteln. „Sie sind aber keine Arztpraxen to-go! Das muss die Politik endlich verinnerlichen.“
Die Notwendigkeit, junge Menschen zur Vorsorge zu bewegen, sieht er ebenfalls: „Das unterstützen wir. Heute geben fast 40 Prozent der Menschen zwischen 18 bis 24 Jahren an, regelmäßig zur allgemeinen ärztlichen Vorsorgeuntersuchung zu gehen.“ Diese Zahl ließe sich nach Meinung von Reinhardt erhöhen, indem die Politik mehr Geld für gezielte Aufklärung und Information investiere – statt für Apothekenleistungen. Abgesehen davon könnten die knapp 19.000 Apotheken in Deutschland im Vergleich zu rund 150.000 Haus- und Facharztpraxen schon zahlenmäßig nur einen geringen Beitrag zum Vorsorgegeschehen leisten.
Vertrauen stärken
Ob und wann die Pläne zur Vorsorge in den Apotheken umgesetzt werden, ist noch nicht klar. Arztpraxen sollten jedoch weiterhin das Vertrauen der Patienten in die ärztliche Beratung stärken, auch was das Thema Prävention betrifft. Gerade junge Patienten fühlen sich nicht immer gut beraten, was gesundheitliche Prävention und Vorsorgeuntersuchungen angeht. Dabei kann man schon in jungen Jahren vielen Erkrankungen wie Diabetes durch einen gesunden Lebensstil und Früherkennung vorbeugen. Schon im Wartezimmer kann das Praxisteam durch Plakate, Flyer und Broschüren darauf hinweisen und das Thema im persönlichen Kontakt vertiefen.
Neues Institut verspricht bessere Prävention
Auch das neue Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (Bipam) soll zu einer besseren Gesundheitsvorsorge in Deutschland beitragen. Ab Januar 2025 wird es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) ersetzen. Außerdem alle Abteilungen aus dem Robert-Koch-Institut, die sich mit der Erfassung und Vorbeugung nicht-übertragbarer Krankheiten beschäftigen. Das sind insbesondere Krebs, Demenz und Herzerkrankungen. Erklärtes Ziel: die medizinische Vorbeugung zu verbessern und gleichzeitig Kosten einzusparen.
In Deutschland fallen pro Jahr knapp 5.000 Euro pro Einwohner für Gesundheit an. Im Gegensatz dazu liegt der europäische Durchschnitt bei gerade mal 3.159 Euro. Die höheren Kosten spiegeln sich jedoch nicht in der Lebenserwartung wider. Diese liegt mit 80,8 Jahren in Deutschland nur knapp über dem EU-Durchschnitt mit 80,1 Jahren, doch größtenteils unter den Lebenserwartungen in anderen west- und nordeuropäischen Ländern. Nach Lauterbachs Ansicht ist diese Diskrepanz zum Teil darauf zurückzuführen, dass das Gesundheitssystem in erster Linie auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet ist, anstatt auf präventive Maßnahmen zu setzen. Das BIPAM soll nun Lücken bei Prävention, Gesundheitsförderung, Gesundheitskompetenz, Forschung und Kommunikation schließen helfen.
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