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Resilienz lässt sich trainieren

Überall lauert die Krise: Arbeitsmarktkrise, Beziehungskrise, Corona-Krise, Energiekrise, Klimakrise, Lebenskrise, soziale Krise, Versorgungskrise. Wer in einer Suchmaschine das Wort „Krise“ eingibt, bekommt Millionen Treffer. Auch wenn wir vieles in der Welt nicht ändern können: Den Umgang mit schwierigen Phasen können wir lernen.

Bestimmt kennen Sie das Sprichwort „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ Da ist viel Wahres dran. Resilienz wird die seelische Widerstandsfähigkeit genannt. Resiliente Menschen können mit Stress anders umgehen, sie scheinen robuster. Eva Asselmann ist Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie an der HMU Health and Medical University in Potsdam. Als Forscherin interessiert sie sich unter anderem dafür, wie sich unsere Persönlichkeit im Laufe unseres Lebens verändert und wie wir an Krisen wachsen. Personen, die trotz schmerzlicher Erfahrungen körperlich und seelisch gesund bleiben und sich von kurzzeitigen Stressphasen gut erholen, nennt sie „Steh-auf-Männchen“.

Die Fähigkeit, unser seelisches Gleichgewicht trotz aller Herausforderungen zu behalten, ändert sich im Laufe eines Lebens. Sie hängt ab von unserer genetischen und körperlichen Verfassung, von unserer Persönlichkeit, unserem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld. Die gute Nachricht: Man kann sie trainieren. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass auch Menschen glücklich werden können, deren Start ins Leben nicht optimal verlief. Es zeigte sich beispielsweise in der Kauai-Studie von Emmy Werner, dass sich Kinder in schlechten Verhältnissen gut entwickelten, wenn sie in den ersten Lebensjahren mindestens eine aufmerksame und liebevolle Bezugsperson hatten. Es gibt jedoch zahlreiche weitere Faktoren, die Resilienz beeinflussen.

Wenn Sie sich für Psychologie und Persönlichkeitstests interessieren, haben Sie sicher schon von den Big Five gehört. Diese umfassen die Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität und kommen bei allen Menschen unterschiedlich ausgeprägt vor. Resiliente Personen sind meist in allen Kategorien ausgeglichen, also in gleichem Maß offen, gewissenhaft, aufgeschlossen, verträglich und emotional stabil. Sollten sie einmal arbeitslos oder erwerbsunfähig werden, kommen sie besser damit klar als andere. Wer weniger gewissenhaft und weniger verträglich ist, neigt eher zu Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Aggressionen und Konflikten. Introvertierte Menschen, die weniger offen und psychisch labiler sind, haben ein höheres Risiko für Depressionen, Angst- oder Essstörungen.

Sicher ist: Resilienztrainings wirken. Noch unklar ist, wie lange die Effekte anhalten. Um für eventuelle (und weitere) Krisen gewappnet zu sein, lohnt es sich, die eigenen Ressourcen zu prüfen. Professorin Eva Asselmann empfiehlt folgende:

  • Eigene Erfahrungen und besonderes Wissen nutzen, um Herausforderungen zu meistern
  • In das eigene Kontaktnetzwerk investieren
  • Sinnvolles tun, sich entwickeln und würdigen, was Sie an Ihrer Arbeit mögen
  • Sich für Hobbys begeistern und individuelle Interessen pflegen
  • Gut und möglichst präventiv für die eigene Gesundheit sorgen
  • Viel in die Natur gehen und das Zuhause wohnlich gestalten
  • Eigene Werte regelmäßig hinterfragen und danach handeln
  • Den Sinn des Lebens suchen und finden.
     

In dem Buch von Eva Asselmann „Woran wir wachsen“ finden Sie viele weitere Anregungen, anwendbares Praxiswissen und Übungen, verständlich erklärt

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