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Wissenswertes zu Affenpocken: Zahlen, Daten, Fakten

In Deutschland sind 8 Fälle von Affenpocken gefunden worden (Stand: 25. Mai 2022). Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die Gefährdung der Bevölkerung durch die Erkrankung derzeit als gering ein. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet damit, dass sich der Ausbruch gut eindämmen lässt und hat Empfehlungen zum Umgang mit (möglicherweise) Infizierten veröffentlicht.

Was sind Affenpocken?

Das Affenpockenvirus ist ein DNA-Virus und gehört zur Familie der Pockenviren. Das Virus wurde Mitte des 20 Jahrhunderts zuerst in Affen gefunden, daher sein Name. Affen sind jedoch genau wie Menschen sogenannte Fehlwirte. Zu den Hauptwirten gehören Nagetiere, wie z. B. Ratten oder auch Eichhörnchen.

Das Affenpockenvirus ist zwar mit dem Pockenvirus (Variolavirus) verwandt, verursacht aber beim Menschen mildere Symptome. Die Pocken gelten nach einem Impfprogramm der Weltgesundheitsorganisation seit 1980 als ausgerottet.
 

Welche Symptome treten bei Affenpocken auf?

Klinisch ähnelt das Bild der Affenpocken denen der echten Pocken. Erste Symptome sind:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
     

Später können weitere Symptome dazukommen:

  • Hauteffloreszenzen, die mehrere Stadien durchlaufen
    1. Macula (begrenzte Farbveränderung)
    2. Paula (Knötchen)
    3. Vesikula (Bläschen)
    4. Pustula (Eiterbläschen)
    5. Verkrustung und Abfallen der Läsionen
       

Hautregionen, die befallen sein können:

  • Gesicht
  • Hände und Füße
  • Urogenitalregion, Analregion
  • Mundschleimhaut
  • Augen
     

Normalerweise heilt die Krankheit nach 2 bis 4 Wochen von selbst aus. Ein häufiges Problem ist der Befall der Hautläsionen durch Bakterien. Es können nach dem Abheilen Narben zurückbleiben und bei Befall der Augen kann es in seltenen Fällen zu einer Erblindung kommen. Es wurden auch Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit gesehen. Kinder und immungeschwächte Menschen sind offenbar gefährdeter.

Wie die Erkrankung verläuft, hängt auch von der Virusversion ab. Bei der zentralafrikanischen Version wurde eine Sterberate von bis zu 11 % festgestellt, bei der westafrikanischen Variante, die sich gerade in mehreren Ländern außerhalb von Afrika ausbreitet, von 1–6 %. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren, da es bisher nur wenige gemeldete Fälle von Affenpocken beim Menschen gibt.
 

Wie verbreiten sich Affenpocken?

Die Übertragung von befallenen Tieren auf den Menschen ist möglich und hat seit den 1970er Jahren um den Faktor 10 zugenommen. Das wird mit der zunehmenden Entwaldung in Zusammenhang gebracht. Es könnte aber auch mit einer nachlassenden Wirkung der Pockenimpfung zusammenhängen, die mindestens zum Teil vor Affenpocken schützt. Affenpockenfälle traten bisher überwiegend in west- und zentralafrikanischen Ländern auf, das Virus ist dort endemisch.

Seit einem Fall in Großbritannien Anfang Mai gibt es jedoch auch immer mehr Fälle in europäischen Ländern. Auch aus dem arabischen Raum werden Fälle gemeldet, ebenso aus USA, Kanada und Australien. Das Ungewöhnliche an diesem Ausbruch ist, dass die meisten Erkrankten keine Reiserückkehrer aus Gebieten sind, in denen das Virus heimisch ist. Es ist somit das erste Mal, dass in Europa Infektionsketten ohne bekannte Verbindung zu einer betroffenen Region bestehen.

Bisher beobachtet man pro Infektionskette bis zu 9 infizierte Personen. In Deutschland gibt es bisher 8 bestätigte Fälle. Experten rechnen jedoch mit mehr Infizierten, da es von der Infektion bis zum Auftreten der Symptome zwischen 5 und 21 Tagen dauern kann. Eine Ansteckung kann bereits mit dem Auftreten von frühen, relativ unspezifischen Symptomen erfolgen. Erst mit dem vollständigen Abfallen der Krusten gilt ein infizierter Mensch nicht mehr als ansteckend.

Die Ansteckung geschieht nach allem, was man weiß, über Sekrete aus den Hautläsionen, die in offene Hautstellen der Kontaktperson gelangen. Ist der Mund-Rachenraum befallen, kann die Ansteckung auch über Tröpfchen zustande kommen. Da das Virus über lange Zeit (Tage bis Monate) auch auf Oberflächen überleben kann, ist eine Ansteckung über kontaminierte Oberflächen, wie zum Beispiel Bettwäsche oder Handtücher möglich.

Durch das ungewöhnliche Infektionsmuster halten Wissenschaftlerinnen auch Ansteckungswege für möglich, die bisher nicht beobachtet worden sind. Deshalb wird gerade anhand von Genomsequenzierungen versucht, herauszufinden, ob das Virus mutiert sein könnte und neue Übertragungswege nutzen kann.

Betroffen sind derzeit vor allem Männer, die mit Männern Sex hatten. Als Verbreitungsereignisse stehen Festivals der LGBTQI-Szene in Belgien und Gran Canaria fest. Ob sich Affenpocken auch durch sexuelle Aktivitäten übertragen, also durch Sperma oder Vaginalsekret, ist nicht bekannt. Man vermutet eher eine Übertragung durch enge Hautkontakte, da sich Kinder und Frauen ebenfalls infizieren können. Für die Diagnostik bei Verdachtsfällen liefert die sexuelle Orientierung im Moment jedoch wichtige Hinweise.
 

Wie soll mit Affenpocken umgegangen werden?

Der Nachweis des Virus erfolgt durch Proben aus nässenden Hautläsionen, Bläschenflüssigkeit, Pustelinhalt, von Krusten oder aus Abstrichen von anderen auffälligen Hautveränderungen mittels eines PCR-Testes. Ein Antikörpernachweis aus Blut ist nicht ohne Weiteres möglich, da Kreuzreaktionen bekannt sind. Das Virus gehört zur Risikogruppe 3, sodass nur in entsprechend ausgestatteten Laboren damit umgegangen werden kann. Das Konsiliarlabor für Pockenviren gibt weitere Auskünfte.

Die Behandlung besteht in erster Linie darin, die Symptome zu behandeln und eine bakterielle Superinfektion zu verhindern. In der EU ist das antivirale Präparat Tecovirimat für die Behandlung zugelassen. Weitere Auskünfte gibt der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB).

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) empfiehlt Infizierten und ihren Kontaktpersonen, sich für 21 Tage zu isolieren. Das kann auch zu Hause geschehen, solange der medizinische Zustand das zulässt. Betroffene sollen in einem Zimmer bleiben und nach Möglichkeit ein eigenes Bad benutzen. Auf jeden Fall sollen Handtücher und Bettwäsche nicht geteilt werden.

Außerdem empfiehlt das BMG sogenannte Ringimpfungen für enge Kontaktpersonen des Infizierten mit dem Pocken-Impfstoff Imvanex. Er ist in der EU zugelassen, in den USA auch für Affenpocken. Der Impfstoff gehört der dritten Generation an, die weniger Nebenwirkungen verursachen als klassische Pocken-Impfstoffe. Da die Pocken seit 40 Jahren ausgerottet sind, erfolgte der Wirknachweis allerdings nur im Tierexperiment. Ein Kontingent von 40.000 Dosen sei verfügbar, so das Ministerium. Einen gewissen Schutz vor Ansteckung bieten auch Pockenimpfungen, die in Deutschland alle vor 1980 Geborene mindestens einmal bekommen haben.

 

Nützliche Links:

Übersichtsseite des RKI

Übersichtsseite der WHO

Übersichtsseite des Europäischen Zentrums für Infektionsschutz (ECDC)

Experteneinschätzungen und Faktenblatt des Science Media Center Deutschland

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