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Bei Herbstblues und Winterdepression sollte der Arzt aufgesucht werden

Wenn die Bäume sich rotgolden färben, der Wind die Blätter vor sich hertreibt und es schon am frühen Abend dämmert, dann kommt der Herbst mit Macht. Die dunkle Jahreszeit bringt Kerzenschein und Teegebäck, doch längst nicht alle Menschen fiebern ihr entgegen. Gerade Patienten mit psychischen Beschwerden fürchten Herbstblues und Winterdepression. Stimmungsaufheller sollten diese Patienten aber höchstens nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen.

Während der Herbst- und Wintermonate fehlt uns Menschen das Sonnenlicht. Es unterstützt unseren Körper dabei, Serotonin auszustoßen. Dieser Botenstoff sorgt für gute Laune und wird nicht zufällig als Glückshormon bezeichnet. Sein Gegenspieler ist das Hormon Melatonin, das bei Dunkelheit entsteht und müde macht. Produzieren wir übermäßig viel Melatonin, fühlen wir uns matt und abgeschlagen. Das kann im Winter schnell geschehen. Die Winterdepression, auch saisonal abhängige Depression (SAD) genannt, ist längst als Krankheit anerkannt.
 

Gegen eine Depression ist kein Kraut gewachsen

Nun mag es Patienten mit einer depressiven Neigung peinlich sein, deshalb zum Arzt zu gehen. Einfacher ist, sich pflanzliche Stimmungsaufheller zu kaufen. Baldrian, Johanniskraut, Safran, Melisse, Lavendel und Passionsblume sollen gegen Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Unruhe und Ängstlichkeit helfen.

Warnen Sie Ihre Patienten davor, sich selbst zu therapieren! Wenn hinter der gedrückten Stimmung eine ausgewachsene Depression steckt, ist dem kein Kraut gewachsen. Dann sind eine differenzierte ärztliche Diagnose und eine gut geplante Therapie notwendig. Auch sollten sich Patienten der Wechselwirkungen von Stimmungsaufhellern bewusst sein. Johanniskraut etwa beeinflusst den Abbau anderer Medikamente und kann verhindern, dass Gerinnungshemmer, HIV-Medikamente, Antiepileptika, Immunsuppressiva oder Zytostatika richtig wirken. Davon abgesehen ist in der Regel bei den wenigsten Nahrungsergänzungsmitteln durch Studien belegt, ob sie wirksam sind. Sie können Allergien auslösen und falsch dosiert zu starken Nebenwirkungen führen. Heilversprechen aus der Werbung sollten Ihre Patienten daher nicht trauen. Wenn der Arzt hingegen keine Einwände hat, steht der Medikation nichts entgegen.
 

Vorsicht bei selbstverordneter Lichttherapie

Gleiches gilt für angepriesene Geräte zur Lichttherapie. Sie kosten nicht selten 100 Euro. Vor dem Gerät eine Lichtdusche zu nehmen, ist nicht nur kostspielig, sondern möglicherweise auch fahrlässig. Denn das helle Licht kann die Netzhäute schädigen. Auch sollten der Hausarzt oder ein Psychiater zuvor eine Winterdepression diagnostiziert und die Lichttherapie angeordnet haben. Das gilt besonders für Patienten, die unter Augenerkrankungen wie dem Grauen oder Grünen Star, Diabetes oder chronischen Hauterkrankungen leiden. Deutlich günstiger ist ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft, rund um die Mittagszeit. Dann reicht das Tageslicht selbst an trüben Wintertagen, um den Stoffwechsel anzukurbeln und aus dem Stimmungstief zu kommen.

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