

Clusterkopfschmerz und Migräne: Steigende Zahlen, neue Therapien

Laut einer aktuellen Analyse der Barmer stieg die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Clusterkopfschmerzen in Deutschland in den letzten 15 Jahren von 43.000 auf 74.800 Fälle an. Das bedeutet ein Plus von 74 %. Besonders häufig betroffen sind Menschen zwischen 40 und 69 Jahren.
Extreme Schmerzattacken
Clusterkopfschmerz äußert sich in extremen, einseitigen Schmerzattacken, meist im Bereich von Auge und Schläfe. Die Schmerzen sind bohrend oder brennend und sehr intensiv.
Charakteristisch ist das periodische Auftreten: Attacken dauern 15 Minuten bis 3 Stunden und kommen in sogenannten „Clustern“ über mehrere Wochen oder Monate. Im Anschluss sind die Patientinnen und Patienten wieder für längere Zeit anfallsfrei. Häufig treten die Schmerzen nachts auf, oft zur gleichen Uhrzeit.
Weitere Symptome:
- Rötung oder Tränenfluss des Auges auf der betroffenen Seite
- Verstopfte oder laufende Nase
- Schweißausbruch im Gesicht
- Unruhe, Bewegungsdrang
Behandelt wird der akute Anfall meist mit hochdosiertem Sauerstoff oder Sumatriptan (Injektion oder Nasenspray). Zur Vorbeugung kommen u. a. die Medikamente Verapamil, Lithium oder Kortisonkuren zum Einsatz.
Migräne weit verbreitet
Insgesamt deutlich häufiger als der Clusterkopfschmerz kommt die Migräne vor. Darunter leiden etwa 15 % der Bevölkerung, Frauen etwa dreimal so häufig wie Männer. Typisch sind einseitige, pulsierende Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit und Licht- und Lärmempfindlichkeit. Manche erleben vorher eine Aura mit Sehstörungen oder Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in den Armen oder Beinen.
Viele Patientinnen und Patienten erhalten erst nach Jahren eine gesicherte Diagnose. Das liegt vermutlich an der immer noch verbreiteten Meinung, dass Kopfschmerzen „normal“ seien, und die Betroffenen somit erst spät eine Praxis aufsuchen. Zum anderen zeigen einige Erkrankte nicht die klassischen Symptome, sodass die Beschwerden beispielsweise mit Spannungskopfschmerzen verwechselt werden. Am besten sind Patientinnen und Patienten mit einer Migräne-Verdachtsdiagnose in neurologischen Praxen aufgehoben, die sich teilweise auch auf die Diagnose und Behandlung von Migräne spezialisiert haben.
Gefahren falscher Behandlung
Wenn Patientinnen und Patienten noch keine gesicherte Migränediagnose erhalten haben, nehmen sie häufig klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin. Das Problem: Diese helfen nur wenig oder gar nicht gegen die Beschwerden. Können aber bei häufigem Gebrauch zu Magenbeschwerden, Organschäden und einem Medikamentenübergebrauchskopfschmerz führen. Gezielt gegen die Migränesymptome wirkt die Medikamentengruppe der Triptane. Sie nehmen Einfluss auf Serotoninrezeptoren, verengen erweiterte Blutgefäße und stoppen so den Anfall.
Medikamentöse Vorbeugung
Bei chronischer Migräne (15 oder mehr Kopfschmerztage mit mindestens 8 Migränetagen) sollte an eine prophylaktische Therapie gedacht werden, um den Gebrauch der Schmerzmittel zu verringern und die Lebensqualität zu steigern.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Medikamente, die als Prophylaxe infrage kommen, teilweise profitieren Patientinnen und Patienten auch von der Kombination mehrerer Präparate. Bewährt haben sich z. B. Betablocker, bestimmte Antidepressiva, einige Antiepileptika oder Injektionen mit Botox.
Neue Therapieoptionen – Hoffnung für Betroffene
In den letzten Jahren sind neue Medikamente dazugekommen, die speziell zur Migräneprophylaxe entwickelt wurden.
- CGRP-Antikörper (z. B. Erenumab)
Mittlerweile 4 verschiedene, einmal monatlich oder vierteljährlich als Selbstinjektion oder per Infusion. Sie blockieren den Migränebotenstoff CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) oder seinen Rezeptor. CGRP wird bei Migräneattacken freigesetzt und weitet Blutgefäße im Gehirn. Er verstärkt Entzündungsreaktionen und aktiviert Schmerzsignale im Trigeminusnerv. - Gepante (z. B. Atogepant)
Gepante blockieren ebenfalls den CGRP-Rezeptor und unterbrechen so die Schmerz- und Entzündungskaskade, ohne die Blutgefäße zu verengen.
MT
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