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Corona-Update: Jede 5. Arztpraxis überlastet

Die aktuelle Infektionswelle sorgt für doppelt so hohe Krankenstände unter Gesundheitspersonal im Vergleich zu letztem Monat. Das fehlende Personal in Kombination mit einer Zunahme an Patienten und Aufgaben rund um das ambulante Corona-Management belastet 70 % der Arztpraxen, fast 20% geben sogar an, überlastet zu sein.

Eine Blitzumfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), die im Februar veröffentlicht wurde, ergab, dass sich mehr als 70 % der Arztpraxen insgesamt und sogar fast 85 % der Hausarztpraxen durch die derzeitige Coronawelle stark belastet fühlen. Knapp jede 5. Praxis gab an, hochgradig belastet zu sein, also de facto überlastet.

Damit übertreffen die Stresswerte die Belastungen aus dem vergangenen Jahr, in dem die Lage bereits als sehr angespannt wahrgenommen wurde. Nachdem das gesamte Jahr 2021 durch einen hohen Arbeitsaufwand durch die Delta-Variante und die Impfkampagne geprägt war, nahm der Druck durch die hohen Infektionszahlen und den gestiegenen Versorgungsaufwand in den letzten Monaten noch weiter zu. Dazu kommt, dass viele Praxismitarbeiterinnen ausfallen, weil sich entweder sie selbst oder ihre Kinder mit Omikron infizieren.

Die Krankenkassen melden Rekordwerte bei den Ausfalltagen. Die Betriebskrankenkassen gaben an, dass beim Gesundheitspersonal im Februar auf 10.000 Beschäftigte über 1131 Arbeitsunfähigkeitstage gekommen seien. Zum Vergleich: Im Januar lag dieser Wert noch bei 544 Tagen. Auch die anderen Kassen melden Rekordwerte bei den Krankschreibungen. Allerdings sei die Dauer des Ausfalls im Januar und Februar im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres nur noch halb so lang, nämlich circa 10 Tage.
 

Gründe für die Überlastung

Neben den krankheitsbedingten Ausfällen schlägt vor allem eine Zunahme der Aufgaben in den Praxen zu Buche. 75 % der Praxen gaben an, mehr Patientenfragen beantworten und sich öfter mit anderen Arztpraxen und dem Gesundheitsamt austauschen zu müssen. Dabei gehe es häufig um Corona-Schutzmaßnahmen, die sich dauernd änderten und deshalb für Unsicherheit sorgten. Besonders belastend sei es, dass Ärzte und MFAs häufig Aufgaben übernehmen müssten, die eigentlich den Gesundheitsämtern zufalle, sie aber über wichtige Regeländerungen oft erst aus der Presse erführen.

Ein weiterer Stressfaktor sei das hohe Testaufkommen bei Corona-Verdachtsfällen. Das belastete circa 71 % der Praxen stark. Zusätzliche Impfangebote, zusätzliches Patientenaufkommen durch gestiegene Praxisvertretungen und der Ausfall von Praxispersonal war jeweils bei circa 50 % der Praxen ein Grund für eine gestiegene Belastung. Circa 15 % der Praxen waren durch zusätzliche Hausbesuche oder Bereitschaftsdienste, Dienste in Test- und Impfzentren oder in Infektpraxen belastet. Dies alles lässt sich auf einen gesteigerten Aufwand durch die Coronawelle zurückführen.

Dazu gehört aber auch das Management von Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen. Dies sei für viele Ärzte eine Belastung, weil es dabei um den Schutz von besonders gefährdeten Personen geht. Das mache mehr Hausbesuche und eine enge Abstimmung mit Einrichtungen, Krankenhäusern und Behörden notwendig, um auf Verschlechterungen des Gesundheitszustands einzelner Bewohnerinnen rechtzeitig reagieren zu können. Auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht sei ein Stressfaktor, weil er bei den Praxisleitern Unsicherheiten in Bezug auf die Personaldecke erzeuge.

Neben all diesem Mehraufwand durch Corona müsse auch die Regelversorgung gewährleistet sein. Das heißt, der ganz normale Praxisbetrieb müsse weiterlaufen.
 

Delegierte warnen auf dem Landesärztetag in Hessen vor Berufsflucht und Burnout

Wie sehr sich auch Ärzte und Ärztinnen durch diese Situation belastet fühlen, wurde auf dem Landesärztetag in Hessen deutlich. Delegierte der Landesärztekammer in Hessen berichteten, dass vor allem junge Mediziner nicht wüssten, ob sie angesichts der aktuellen Überforderung ihren Beruf noch weiter ausüben wollten.

Das Ärzteparlament forderte die Politik auf, für eine funktionierende Vernetzung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung zu sorgen und mehr Geld für das Gesundheitswesen bereitzustellen.

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