

Der Fertility-Gap – Kinderwunsch vs. Realität

Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Deutschland seit 2021 gesunken: von 1,57 auf zuletzt nur noch 1,36. Das bedeutet, dass immer mehr Frauen kinderlos bleiben oder nur ein Kind bekommen. Die sogenannte gewünschte Kinderzahl liegt jedoch weiterhin konstant bei etwa 2 Kindern. Neben der tatsächlichen Geburtenrate ist auch die Planung, in nächster Zukunft ein Kind zu bekommen, zurückgegangen. Zwischen 2021 und 2024 sank der Anteil der 30- bis 39-Jährigen, die in den nächsten 3 Jahren ein (weiteres) Kind planen, bei Frauen von 28 % auf 24 %, bei Männern von 28 % auf 25 %. Dazu die Bevölkerungsforscherin Dr. Carmen Friedrich vom BiB: „Kinder zu bekommen bleibt ein zentrales Lebensziel für die meisten jungen Menschen. Der derzeitige Geburtenrückgang zeigt also keinen Rückgang der Familienorientierung, sondern weist vielmehr auf ein Aufschieben von Geburten hin.“
Gründe für die sinkende Geburtenrate
Die Gründe dafür, dass Frauen immer weniger Kinder bekommen, sind vielfältig:
- Später Kinderwunsch: Frauen entscheiden sich heute oft später im Leben für Kinder. Erst Ausbildung oder Studium, dann Berufserfahrung sammeln und nebenher sparen oder die eigene Unabhängigkeit genießen. Die Familienplanung wandert somit häufig in die Altersklasse ab Ende 30, Anfang 40. Doch mit zunehmendem Alter sinkt die natürliche Fruchtbarkeit deutlich. Bereits ab 35 Jahren nimmt die Zahl der Eizellen ab, und auch die Qualität der Eizellen lässt nach.
- Unsicherheiten durch die Weltlage: Klimakrise, politische Instabilität, Inflation – viele junge Menschen haben das Gefühl, dass die Welt aus den Fugen gerät. Manche fragen sich daher: Ist es verantwortbar, in so eine Welt ein Kind zu setzen? Diese Sorgen beeinflussen die Familienplanung zunehmend. „Unsicherheit wirkt sich negativ auf die Familienplanung aus. Verlässliche Kindertagesbetreuung, bezahlbarer Wohnraum und politische Handlungsfähigkeit sind essenziell, um jungen Menschen Sicherheit zu geben“, meint Mitautor Prof. Martin Bujard vom BiB. „Dies kann dazu beitragen, dass vorhandene Kinderwünsche häufiger umgesetzt und nicht dauerhaft aufgeschoben werden.“
- Anspruchsvollere Partnersuche: Viele Menschen haben heute klare Vorstellungen davon, wie ihr Lebenspartner oder ihre Lebenspartnerin sein sollte. Die Bereitschaft, Kompromisse für die Familienplanung einzugehen, ist weniger hoch als in früheren Zeiten, viele warten auf den „Traumpartner“. Gleichzeitig sinkt die Zahl langfristiger Beziehungen. Diese ist aber für viele immer noch eine Grundvoraussetzung, um Kinder in die Welt zu setzen.
Ungewollt kinderlos
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist für viele Frauen und ihre Partnerinnen und Partner emotional sehr belastend. Enttäuschung, Hoffnung, Angst und Trauer wechseln sich oft ab. Viele suchen daher medizinische Hilfe, wenn es längere Zeit nicht auf natürlichem Weg zu einer Schwangerschaft kommt. Die moderne Medizin hält verschiedene Methoden bereit:
- Insemination: Übertragung von aufbereitetem Sperma direkt in die Gebärmutter.
- In-vitro-Fertilisation (IVF): Befruchtung der Eizelle im Labor und Rücktransfer in die Gebärmutter.
- Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Eine einzelne Samenzelle wird direkt in die Eizelle injiziert – besonders hilfreich bei männlicher Unfruchtbarkeit.
Doch auch hier ist mit körperlichen und psychischen Belastungen zu rechnen. Neben den medizinischen Eingriffen empfinden die Patientinnen die Wartezeiten als sehr nervenaufreibend. Wartet am Ende eine erneute Enttäuschung, kann das zur Belastungsprobe der Beziehung werden. Nicht zuletzt kommen, trotz teilweiser Kostenübernahme der Krankenkasse, unter Umständen hohe finanzielle Belastungen auf die Paare zu. Als MFA können Sie den Patientinnen mit Empathie, Fachwissen und einem offenen Ohr zur Seite stehen.
MT
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