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Einzelpraxis oder MVZ – was sind die Vor- und Nachteile?

Suchen Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte eine Stelle, entscheiden sie meist nach der gewünschten Fachrichtung, der Nähe zum Wohnort und der Sympathie zur Praxisleitung. Doch es kann sich lohnen, auch die Rechtsform eines potenziellen Arbeitgebers zu betrachten, sofern mit dem Jobwechsel bestimmte Karriereziele und Arbeitsweisen angestrebt werden.

330.000 MFAs arbeiten bundesweit für niedergelassene Ärzte. Deutschlandweit gibt es 101.932 Praxen. 180.581 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten nehmen an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Diese und weitere Kennzahlen der ambulanten Versorgunghat die Kassenärztliche Bundesvereinigung veröffentlicht. Für MFAs und Praxismanagerinnen gibt es zahlreiche Jobmöglichkeiten. Dass Fachkräfte überall und besonders in der ambulanten Versorgung gesucht werden, gibt ihnen einen Vorteil bei der Wahl ihrer Arbeitsstelle. Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis, Praxisgemeinschaft oder MVZ?
 

Rechtsformen und ihre Besonderheiten

Wenn Sie bestimmte Vorstellungen von Ihrer Tätigkeit und Ihren Entwicklungschancen haben, sollten Sie auch die Rechtsformen potenzieller Arbeitgeber kennen. Auch wenn über die Rechtsform in erster Linie der Praxisinhaber entscheidet, sind mit ihr Besonderheiten verbunden, die auch für die Mitarbeitenden relevant sind. Einen guten Überblick darüber bietet ein Fachglossar des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren – Gesundheitszentren – Integrierte Versorgung e.V. Der gemeinnützige Verband fördert Kooperationen der ambulanten Gesundheitsversorgung.

Von Jahr zu Jahr werden mehr MVZ zugelassen. Waren es Ende 2020 noch 3.846 MVZ, stieg die Zahl bis 31. Dezember 2021 auf 4.179 MVZ. Von 25.754 in MVZ tätigen Ärzten waren 24.078 angestellt. Durchschnittlich arbeiteten 6 Ärzte pro MVZ. In 44 % waren Vertragsärzte an der Trägerschaft beteiligt (1.974), in 42 % ein Krankenhaus (1.881) und bei 13 % sonstige Träger (593). Manche MVZ haben mehrere Träger, weshalb die Gesamtzahl von der Summe der Einzel-MVZ abweicht. Die am häufigsten beteiligten Facharztgruppen waren Hausärzte, Chirurgen und Orthopäden sowie fachärztliche Internisten. In ländlichen Gemeinden befinden sich die wenigsten MVZ (15 %).
 

Pro & Contra aus dem MVZ-Panel

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, kurz Zi, befragt in seinem Zi-MVZ-Panel seit 2017 regelmäßig alle Medizinischen Versorgungszentren, die zur ambulanten vertragsärztlichen Versorgung zugelassen sind. Dabei werden Fragen zur Versorgungstätigkeit, zur Wirtschaftslage, zu Strukturen und Erwartungen gestellt, aber auch zu Themen wie Personal, Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildung.

Pluspunkte für das MVZ sahen die Befragten in der Versorgung „unter einem Dach“. Sie wiesen auf die zunehmende Bedeutung bei der Sicherstellung der Versorgung, besonders in strukturschwachen Regionen, hin. Auch die Berufsausübung in Vollzeit- oder Teilzeitanstellung wird positiv bewertet.

Gegen die Arbeit in einem MVZ sprach nach Ansicht vieler Befragter die Spezialisierung auf rentable, finanziell lukrative Leistungen und Fachgebiete sowie die Zunahme von Investorenbeteiligungen und die von wirtschaftlichen Interessen geleitete Versorgungstätigkeit zum Nachteil der Patientinnen und Patienten. Es wurde kritisiert, dass finanzstarke MVZ die Niederlassungsmöglichkeiten für andere Praxisformen reduzieren.

Zur Erinnerung: Einzelpraxen vertreten in der Regel eine fachärztliche Disziplin. MVZ, von denen mehrere Formen rechtlich erlaubt sind, vertreten mehrere Fachrichtungen.
 

Interdisziplinäres oder spezialisiertes Arbeiten?

83 % der Krankenhaus-MVZ, 50 % der Vertragsarzt-MVZ und 33 % der Dialyse-MVZ arbeiteten fachübergreifend, hat das Zi-MVZ-Panel 2022 herausgefunden. Wer als MFA gern mit anderen Fachrichtungen zusammenarbeitet, sollte das wissen. Natürlich kooperieren auch Praxisteams in Einzelpraxen mit Externen, doch im MVZ geschieht das quasi von Tür zu Tür. MFAs, die sich weiterentwickeln möchten, haben es in größeren Einrichtungen leichter als in Einzelpraxen. Durch Jobrotation lernen sie andere Arbeitsplätze und Anforderungen kennen, ohne die Praxis verlassen zu müssen. Auch Weiterbildungen lassen sich meist unkomplizierter realisieren, da Vertretungen innerhalb des Hauses übernommen werden können.
 

Besetzungsprobleme

Viele Einzelpraxisinhaberinnen vor allem im ländlichen Raum, die gern in den Ruhestand gehen würden, suchen jahrelang eine Nachfolge. Das verunsichert auch das Praxispersonal, weil unklar ist, ob und wie es weitergeht. 2019 hatten 30 % MVZ Probleme, ärztliches Personal zu finden, und 47 % nichtärztliches Personal zu finden. Am händeringendsten suchten die Befragten des Zi-MVZ-Panels MFAs (75 %), Praxismanagerinnen suchten nur 5 %.
 

Einzelpraxis vs. MVZ – was ist besser?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie hängt davon ab, welche individuellen Erfahrungen Sie mitbringen, wie, wo und mit wem Sie arbeiten wollen und wie wichtig Ihnen bestimmte Kriterien sind. Zu diesen Kriterien gehören

  • Arbeitsklima
  • Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten
  • geregelte Arbeitszeiten
  • regelmäßig freie Wochenenden
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • vom Arbeitgeber vorgegebene Urlaubs- und Schließzeiten
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • übertarifliche Vergütung
  • leistungsbezogene Vergütung im Angestelltenverhältnis oder
  • Betreuungsangebote für Kinder und zu pflegende Angehörige
     

Stehen Sie vor einer beruflichen Veränderung, prüfen Sie, was für Sie persönlich passt und was nicht. Tauschen Sie sich mit Kolleginnen aus, die in anderen Praxiskonstellationen arbeiten. Das vertraute Arzt-MFA-Zweiergespann in einer Einzelpraxis kann genauso erfüllend sein wie die Arbeit in einem MVZ mit 100 Mitarbeitenden und verschiedenen Fachrichtungen.

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