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Neue S3-Leitlinie: Fieber bei Kindern richtig einordnen

Fieber bei Kindern gehört zu den häufigsten Anlässen, wegen derer kinderärztliche Praxen aufgesucht werden. Als Orientierung zur Behandlung gibt es jetzt erstmals eine S3-Leitlinie „Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen“ mit praxisnahen Empfehlungen.

Ende Juli 2025 hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) die Leitlinie gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften veröffentlicht. Ziel ist es, den Umgang mit fiebernden Heranwachsenden zu vereinheitlichen, unnötige Medikation zu vermeiden und Eltern im Alltag zu unterstützen.
 

Was ist Fieber eigentlich?

Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Abwehrreaktion des Körpers. Ab einer Körperkerntemperatur von 38,5 Grad spricht man bei Kindern von Fieber, bei Säuglingen unter 3 Monaten schon ab 38,0 Grad. Leicht erhöhte Temperaturen zwischen 37,5 und 38 Grad werden als subfebril bezeichnet.

Die Leitlinie betont, dass Fieber in den allermeisten Fällen hilfreich ist: Es aktiviert das Immunsystem und unterstützt die Bekämpfung von Infekten. Erst bei Temperaturen ab etwa 40 Grad wird Fieber anstrengend und kann die Belastung für das Herz-Kreislauf-System oder den Stoffwechsel erhöhen. Von einem „gefährlichen“ Fieber spricht man aber erst, wenn weitere Warnzeichen dazukommen.
 

Die richtige Temperaturmessung 

Egal, ob zuhause oder in der Praxis - eine exakte Messung der Körpertemperatur entscheidet über die nachfolgende Behandlung. Bei den Messungen gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Rektal: Die beste Messung bei Säuglingen.
  • Ohrmessung: Sie eignet sich für Kinder ab einem Jahr und gilt als zuverlässig.
  • Stirn- oder Schläfenmessung: Sie ist weniger genau, kann aber eine erste Einschätzung geben.
  • Unter der Achsel: Relativ unzuverlässig, sollte höchstens ergänzend genutzt werden.

 

Wann in die Praxis?

Viele Eltern sind verunsichert, wann ein fieberndes Kind ärztlich untersucht werden sollte. Hier kommt es weniger auf die Gradzahl an, sondern eher auf den Gesamteindruck, den das Kind macht. Alarmzeichen können sein: 

  • Auffällige Schläfrigkeit oder Bewusstseinstrübung
  • Schrilles Schreien oder auffällige Schmerzen
  • Trinkverweigerung, Austrocknung (trockene Schleimhäute, fehlende Tränen)
  • Atemnot, sehr schnelles Atmen, Hautverfärbungen
  • Einblutungen in die Haut (Petechien)
     

Besonders bei Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen unter 3 Monaten gilt: Fieber ab 38 Grad ist ein Grund für zeitnahe ärztliche Abklärung, da bakterielle Infektionen in diesem Alter schwer zu erkennen sein können.
 

Muss man Fieber senken?

Die Leitlinie stellt klar:

  • Nicht die Zahl auf dem Thermometer zählt, sondern das Befinden des Kindes.
  • Fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen sind sinnvoll, wenn das Kind Schmerzen hat oder stark leidet.
  • Eine reine Routinegabe, nur weil das Thermometer eine bestimmte Gradzahl anzeigt, ist nicht empfohlen. 
  • Wichtig: Antipyretika verhindern keine Fieberkrämpfe und sollen auch nicht prophylaktisch nach Impfungen gegeben werden. Ausnahmen: Wenn eine Empfehlung der STIKO vorliegt, wie z. B. bei der Meningokokken-B-Impfung.

 

Praktische Tipps für Eltern

Als MFA sind Sie oft die erste Ansprechpartnerin für verunsicherte Eltern. Hilfreiche Empfehlungen lauten:

  • Viel Flüssigkeit anbieten, bei Appetit auch leichte Mahlzeiten.
  • Schlaf zulassen, fiebernde Kinder müssen nicht geweckt werden.
  • Kleidung anpassen: warm einpacken, wenn das Kind friert, luftig kleiden bei Überhitzung.
  • Wadenwickel nur lauwarm und nur, wenn das Kind sie angenehm findet.
  • Zuwendung und Ruhe: Körpernähe und ruhige Ablenkung vermitteln Sicherheit.

 

Zurück in Kindergarten oder Schule?

Die Leitlinie empfiehlt, dass Kinder mindestens einen vollen Tag fieberfrei und wieder belastbar sein sollten, bevor sie zurück in die Kita oder Schule gehen. Das schützt nicht nur das Kind selbst, sondern auch andere Kinder vor erneuter Ansteckung. 

 

MT

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