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Sepsis: Neue Leitlinie soll Überlebenschancen verbessern

Eine Sepsis gehört zu den häufigsten und gefährlichsten Notfällen in der Medizin. Die neue S3-Leitlinie von 2025 gibt klare Handlungsempfehlungen, um eine Sepsis schneller zu erkennen, gezielter zu behandeln und langfristige Folgen zu reduzieren.

Trotz moderner Intensivtherapie sterben in Deutschland jedes Jahr rund 85.000 Menschen an einer Sepsis. Somit gehört sie zu den häufigsten Todesursachen. Sie entsteht, wenn der Körper auf eine Infektion mit einer überschießenden und fehlgesteuerten Immunreaktion antwortet. Dabei kommt es nicht nur zur Bekämpfung der Erreger, sondern auch zu einer Schädigung des eigenen Gewebes. Das kann zu Organfunktionsstörungen bis hin zum Multiorganversagen führen. Häufige Auslöser sind Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen oder Wundinfektionen. Besonders gefährdet sind Neugeborene, ältere Menschen, chronisch Kranke und immungeschwächte Patientinnen und Patienten. 

 

Wie macht sich eine Sepsis bemerkbar? 

Das Erkennen einer Sepsis wird oft durch unspezifische Symptome erschwert, die Betroffene und Angehörige nur schwer erkennen. Es kann zu Fieber oder Untertemperatur, blasser marmorierter Haut, schnellem Puls, niedrigem Blutdruck oder erhöhter Atemfrequenz kommen. Später können Verwirrtheit, Desorientierung oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Bemerkt man verdächtige Symptome, sollte sofort ein Notarzt informiert werden. Unbehandelt endet eine Sepsis immer tödlich. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Überlebenschancen ohne langfristige Folgen.

 

Die neue S3-Leitlinie Sepsis 2025: Das Wichtigste im Überblick

Im Juli 2025 wurde die überarbeitete S3-Leitlinie „Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge“ veröffentlicht. Sie enthält zahlreiche Anpassungen, beispielsweise:

Antibiotikatherapie
Bei Patienten mit Verdacht auf Sepsis können 3 Stunden bis zur Antibiotikagabe vergehen, um weitere Diagnostik durchführen zu können. So möchte man Antibiotikaresistenzen durch unnötige Medikation verhindern. Liegt eine bestätigte Sepsis oder ein septischer Schock vor, gilt weiterhin: Antibiotika möglichst innerhalb einer Stunde verabreichen. 

Flüssigkeits- und Kreislauftherapie
Kristalloide Infusionslösungen bleiben Standard. Falls große Mengen nötig sind, kann Albumin ergänzend gegeben werden. Gelatine wird nicht mehr empfohlen. Noradrenalin ist der Vasopressor der ersten Wahl. Bei unzureichender Wirkung kann Vasopressin hinzugefügt werden. 

Beatmung und ARDS-Management
Bei beatmeten Patienten mit Sepsis und ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) sollen Lungenprotektionsstrategien eingesetzt werden: Tidalvolumen etwa 6 ml/kg ideales Körpergewicht, inspiratorische Druckdifferenz ≤ 14 cm H₂O. Die Bauchlagerung wird bei schwerem ARDS für mindestens 12, besser 16 Stunden empfohlen. Rekrutierungsmanöver sollen vermieden werden.

Nierenersatzverfahren
Bei Patientinnen und Patienten mit Sepsis oder septischem Schock und lebensbedrohenden Veränderungen des Flüssigkeits-, Säure-Basen- oder Elektrolythaushaltes sollte unverzüglich mit einer Nierenersatztherapie begonnen werden. Bei nicht lebensbedrohlichen Veränderungen und Unklarheit, ob eine Nierenersatztherapie zu erwarten ist, sollten konservative Maßnahmen zur Vermeidung eines Nierenersatzverfahrens unter regelmäßiger Reevaluation durchgeführt werden.

Weitere Therapien
Bei der Blutzuckerkontrolle wird ein Insulinbeginn ab 180 mg/dl empfohlen. Hochdosiertes Vitamin C wird nicht empfohlen.

Nachsorge
Eine Sepsis endet nicht mit der Entlassung aus dem Krankenhaus. Patientinnen und Patienten sollten auf mögliche Spätfolgen wie das Post-Intensiv-Care-Syndrom (PICS) hingewiesen und über Selbsthilfeangebote informiert werden. Die Beratung und Aufklärung können auch in der hausärztlichen Praxis erfolgen bzw. weitergeführt werden.

 

MT

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