Protestschließungen am 15. November
Am Mittwochabend plant das "Aktionsbündnis Patientenversorgung", ein Zusammenschluss aus Apothekern, Hausärzten und weiteren Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen im Rheinland, seine Forderungen für eine bessere Gesundheitsversorgung in Richtung Bundesregierung zu stellen. Neben Hausärzten sowie Apothekern hat sich dem Aktionsbündnis nun auch die Freie Zahnärzteschaft angeschlossen.
Medienkampagne verdeutlicht Dringlichkeit
Bereits am 6. November startete das Bündnis eine große Medienkampagne, die sich über den kompletten November ziehen wird. In den Regionalausgaben Rhein und Ruhr der BILD-Zeitung erschien eine ganzseitige Anzeige mit einem eindringlichen Appell. Dieser richtete sich an Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Warnung, dass die ambulante Versorgung der Menschen in Deutschland massiv gefährdet sei. Grund: die verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahre. Man rechnet, mit der Kampagne über 4,5 Millionen Nutzer und 90 Millionen Kontakte zu erreichen.
„Mit der Betonung: ;Das ist Chefsache!‘, fordert unser Bündnis den Bundeskanzler in der Zeitungsanzeige auf, von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen und die Stärkung der Patientenversorgung über Apotheken und Arztpraxen endlich in den Mittelpunkt des politischen Handelns der Bundesregierung zu rücken“, erklären Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverband Nordrhein, und Dr. Oliver Funken vom Hausärzteverband Nordrhein als Gründungsmitglieder des Aktionsbündnisses Patientenversorgung.
Das Bündnis beklagt eine noch nie dagewesene schlechte Stimmung im deutschen Gesundheitswesen. Neben der hohen Arbeitsbelastung fehlten die Wertschätzung und eine leistungsgerechte Honorierung. Die Folge: Viele Praxen und Apotheken gäben auf, Nachwuchskräfte fehlten aufgrund mangelnder beruflicher Perspektiven.
„Lauterbach steht auf der Leitung“
Ebenfalls am Mittwoch, 15. November, hat das Aktionsbündnis „Praxenkollaps-Nordrhein“ unter dem Motto „Lauterbach steht auf der Leitung“ zum Streik aufgerufen. Mehr als 30 ärztliche und psychotherapeutische Berufsverbände und Versorgergruppen sind aufgerufen, Telefone und Praxen an diesem Tag ab 10 Uhr nicht mehr zu bedienen, nur noch dringliche Notfälle sollen behandelt werden. Stattdessen sollen die Praxisteams an Onlinefortbildungen teilnehmen.
Auch MFAs und ZFAs sind betroffen
Die Präsidentin des vmf (Verband medizinischer Fachberufe) Hannelore König erklärt: „Mehr als 80.000 MFAs und ZFAs arbeiten in den Gesundheitseinrichtungen Nordrheins. Der größte Teil davon in den ambulanten Arzt- und Zahnarztpraxen. Sie leisten in den Teams einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung im ambulanten Gesundheitswesen.“ Die Pandemie, der Fachkräftemangel, die chronische Unterfinanzierung des Sektors und die Inflation hätten inzwischen dazu geführt, dass sich ihre Situation grundlegend verändert habe. Die Belastung der Beschäftigten habe extrem zugenommen und ihre Grenzen erreicht.
„Statt sie zu stärken, wird die ambulante Versorgung an die Wand gefahren und damit Arbeitsplätze der Beschäftigten gefährdet. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt Teil dieser Aktionen sind und die Verantwortlichen gemeinsam sehr deutlich darauf aufmerksam machen, was geändert werden muss“, so König weiter.
Der Hausärzteverband Nordrhein macht darauf aufmerksam, dass bereits jetzt immer mehr Stellen für MFAs und ZFAs unbesetzt bleiben, weil außerhalb der Praxen bessere Gehälter oder andere Arbeitsbedingungen geboten würden. Dazu kämen steigender Arbeitsdruck im Berufsalltag durch überbordende Bürokratie.
Nicht zum ersten Mal
Bereits in den letzten Monaten kam es immer wieder zu Protestaktionen. Nach einem Aufruf mehrerer Ärzteverbände blieben Anfang Oktober bundesweit zahlreiche Arztpraxen geschlossen. Im Juni sowie am 8. November kam es aus Protest bereits zu regionalen und überregionalen eintägigen Apothekenschließungen in ganz Deutschland.
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