

Wenn Einsamkeit krank macht

Die Sonne strahlt und schnell hat man den Eindruck, jeder genießt die Sommertage mit Freunden und Familie. Doch immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich psychisch nicht wohl. Laut einer aktuellen Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) geben knapp 30 % der Erwachsenen an, dass ihr seelisches Wohlbefinden beeinträchtigt ist. Besonders auffällig: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind es sogar rund 40 %, die sich emotional belastet oder erschöpft fühlen. Bei älteren Menschen zwischen 65 und 79 Jahren liegt dieser Anteil dagegen deutlich niedriger bei rund 17 %.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie verbreitet psychische Belastungen in unserer Gesellschaft sind. Was häufig unterschätzt wird: Seelische Probleme bleiben selten auf die Psyche beschränkt, sie können sich auch auf unsere körperliche Gesundheit auswirken. Vor allem Einsamkeit gilt mittlerweile als ernstzunehmender Gesundheitsfaktor.
Die stille Gefahr: Wenn Einsamkeit chronisch wird
Einsamkeit kann krank machen bzw. bestehende körperliche Erkrankungen verschlimmern oder chronifizieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt deshalb vor den weitreichenden Folgen sozialer Isolation. In einem umfassenden Bericht beschreibt sie Einsamkeit als globale Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. Der WHO zufolge betrifft das Gefühl des Alleinseins mittlerweile etwa jeden sechsten Menschen weltweit. Besonders stark betroffen sind junge Erwachsene, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sowie ältere Personen mit fehlendem sozialen Umfeld.
Die gesundheitlichen Risiken sind dabei beachtlich: Wer sich dauerhaft einsam fühlt, hat ein um fast 30 % erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar ein um 50 % höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Einsamkeit verkürzt das Leben ähnlich stark wie bekannte Risikofaktoren wie Rauchen oder Fettleibigkeit.
Wer sich allein fühlt, neigt eher zu depressiven Gedanken und hat weniger Motivation, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern, sei es durch Bewegung, gesunde Ernährung oder soziale Aktivitäten.
Dazu kommt, dass im Krankheitsfall häufig keine Hilfe vorhanden ist, auch wenn die Selbstversorgung vorübergehend kaum mehr möglich ist. Das kann zu einer verzögerten Genesung und einer beeinträchtigten Heilung führen.
Schon Kinder betroffen
Einsamkeit betrifft längst nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden zunehmend unter sozialer Isolation. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt, dass sich jedes fünfte Kind im Alter zwischen 5 und 11 Jahren manchmal einsam fühlt. Die Gründe sind vielfältig: von familiären Spannungen über schulischen Leistungsdruck bis hin zu einem Mangel an sozialen Begegnungen im Alltag. Viele der betroffenen jungen Menschen zeigen psychosomatische Symptome wie Schlafprobleme, Antriebslosigkeit oder gedrückte Stimmung. Die Studienautorinnen und -autoren warnen: Wer bereits in jungen Jahren unter Einsamkeit leidet, hat ein erhöhtes Risiko für spätere psychische Erkrankungen.
Politik sieht Bedarf
Auch die Politik hat die gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit inzwischen erkannt. Die Bundesregierung möchte dem Thema künftig deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen, u. a. mit der „Strategie gegen Einsamkeit“. Diese soll ressortübergreifend Maßnahmen bündeln. Ziel ist es, soziale Teilhabe zu stärken, präventive Strukturen aufzubauen und vulnerable Gruppen gezielt zu unterstützen. Dabei orientiert sich Deutschland auch an internationalen Vorbildern wie Großbritannien, wo bereits ein eigenes Ministerium für Einsamkeit eingerichtet wurde.
MT
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