

Wie digital ist Deutschlands Praxisalltag?

Das PraxisBarometer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist eine jährliche, repräsentative Befragung von Vertragsärztinnen und -ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten in ganz Deutschland. Es wurde in diesem Jahr zum achten Mal im Auftrag der KBV vom IGES Institut durchgeführt und zeigt, wie sich die Digitalisierung in den Praxen entwickelt. Rund 1.700 Praxen haben an der Befragung teilgenommen.
Ergebnisse 2025
Das aktuelle PraxisBarometer macht deutlich: Die niedergelassenen Praxen sind bei der Digitalisierung weiter als viele andere Bereiche des Gesundheitswesens.
„Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sind und bleiben Vorreiter in Sachen Digitalisierung“, betonte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner.
Besonders positiv:
- Der elektronische Arztbrief (eArztbrief) ist inzwischen in 87 % der Praxen im Einsatz. 2018 waren es nur 13 %.
- Auch das elektronische Rezept (eRezept) und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) haben sich etabliert. Rund drei Viertel der Praxen sind inzwischen mit diesen Anwendungen zufrieden. Das ist ein deutlicher Sprung im Vergleich zum Vorjahr.
- Auch der Austausch unter Praxen funktioniert zunehmend digital: Zwei Drittel empfangen Befunddaten elektronisch, und fast 90 % versenden Arztbriefe digital.
Sybille Steiner dazu: „Mehr als die Hälfte der Praxen kommuniziert inzwischen überwiegend digital mit ihren Patientinnen und Patienten und auch der elektronische Austausch unter den Kollegen nimmt deutlich zu. Digital ist im Praxisalltag längst keine Ausnahme mehr, sondern wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit.“
Wo hakt es noch?
Trotz aller Fortschritte gibt es weiter deutliche Schwachstellen. Vor allem die digitale Kommunikation mit Krankenhäusern bleibt ein Problem: Nur etwa 12 % der Praxen tauschen sich überwiegend digital mit Kliniken aus. Dabei halten 85 % der Befragten den digitalen Entlassbrief für besonders sinnvoll. Tatsächlich bekommen ihn aber nur rund 15 % auch wirklich elektronisch.
„Während die Praxen längst digital kommunizieren, sind Krankenhäuser noch viel zu oft im Papierzeitalter verhaftet. Für die Niedergelassenen bedeutet das: Sie arbeiten einerseits in digitalen Praxen und brauchen andererseits immer noch das Faxgerät, um die Kommunikation mit den Krankenhäusern und den anderen Akteuren des Gesundheitswesens aufrecht zu erhalten“, so Sybille Steiner. Dieser doppelte Weg koste Zeit, binde Ressourcen und sorge für wachsende Frustration.
Hinzu kommen technische Schwierigkeiten:
- Mehr als die Hälfte der Praxen berichtet von regelmäßigen Störungen der Telematikinfrastruktur (TI), also der digitalen Basisverbindung für eRezept, eAU & Co.
- Auch die Zufriedenheit mit den Praxisverwaltungssystemen (PVS) ist gemischt. Viele Teams erleben ihr PVS als umständlich oder fehleranfällig, was den Ablauf in der Praxis häufig negativ beeinflusst.
Aktuell: Abschaltung KV-Connect
Zur Erinnerung: Am heutigen 20. Oktober wird der KV-Connect abgeschaltet, da sich der Kommunikationsstandard KIM (Kommunikation im Medizinwesen) etabliert hat. Eine separate Lösung ist somit zukünftig überflüssig. Wer aktuell noch KV-Connect nutzt, sollte sich zeitnah mit seinem Softwarehersteller in Verbindung setzen.
Neue Herausforderungen
Für MFAs und ZFAs ist die digitale Entwicklung auch mit neuen Anforderungen an ihr Berufsbild verknüpft. Praxismitarbeitende müssen beispielsweise sicherstellen, dass digitale Prozesse wie das eRezept oder die eAU zuverlässig laufen und die Patientinnen und Patienten dabei mitgenommen werden. Praxismanagerin und Digitalexpertin Julia Otto plädierte deshalb bei einem vom PKV Institut organisierten Austausch unter Expertinnen und Experten dafür, dass MFAs und ZFAs noch viel mehr, als es heute schon geschieht, an der Implementierung von digitalen Tools in den Praxen beteiligt sein und regelmäßig zu deren Nutzung geschult werden müssten. Klare Verantwortlichkeiten helfen dabei, dass der digitale Praxisalltag möglichst reibungslos laufen kann, so Otto.
MT
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