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Tabuthema mentale Männergesundheit

Am 10. Oktober findet jedes Jahr der Welttag der psychischen Gesundheit statt. Obwohl das Bewusstsein für seelische Beschwerden steigt, scheuen sich vor allem Männer noch immer häufig davor, sich Hilfe zu suchen.

Der Tag der mentalen Gesundheit am 10. Oktober wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, um weltweit das Bewusstsein für seelisches Wohlbefinden zu stärken. Er soll dazu anregen, offen über psychische Belastungen zu sprechen und Betroffene zu ermutigen, Hilfe anzunehmen. In Deutschland ist er Teil der Woche der seelischen Gesundheit, die jährlich mit zahlreichen Aktionen auf die Bedeutung psychischer Stabilität aufmerksam macht.

 

Die Fassade des starken Mannes

Noch immer gilt in vielen Köpfen das Bild des „starken Mannes“, der Probleme allein löst. Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage der hkk Krankenkasse sprechen nur 57 % der Männer mit ihrer Partnerin oder Familie über ihre Sorgen, mit Freunden tauschen sich sogar nur 45 % aus. 44 % der teilnehmenden Männer gaben an, dass sie nur schwer über Gefühle sprechen können. Und nur 16 % der Männer nehmen professionelle Hilfe in Anspruch. Von den hkk-Versicherten, die 2022 Kontakt zu einem Psychotherapeuten hatten, war lediglich ein Drittel männlich.

Vor allem Depressionen und Angststörungen werden bei Männern von Außenstehenden u. a. häufig deshalb übersehen, weil sich die Symptome anders äußern als bei Frauen. Statt Traurigkeit zeigen sie häufiger Gereiztheit, Aggressivität, Rückzug, riskantes Verhalten oder zunehmenden Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol. Solche Anzeichen werden oft fehlinterpretiert, z. B. als charakterliche Eigenheit oder stressbedingte Reaktion. Nicht selten kommt es irgendwann zu körperlichen Beschwerden, für die jedoch keine Ursache gefunden wird. 

Für Sie als MFA kann das bedeuten: Auch hinter anhaltenden Rückenschmerzen, Erschöpfung oder Schlafstörungen können sich psychische Ursachen verbergen, vor allem wenn der Patient noch dazu Andeutungen über private oder jobbedingte Probleme macht.

 

Junge Männer unter Druck

Bei männlichen Teenagern und jungen Männern werden immer häufiger Diagnosen gestellt, die früher vor allem weiblichen Betroffenen zugeordnet wurden. Als Hauptursache gelten hierbei vor allem Vorbilder aus den sozialen Medien, die ein falsches Körperideal als absolut erstrebenswert anpreisen. 

Laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit erkranken von 1.000 Männern etwa 10 an einer Binge-Eating-Störung, 6 an Bulimie und 2 an Magersucht. 

Die Essstörungen zeigen sich laut Experten mittlerweile häufig in Kombination mit anspruchsvoller Selbstoptimierung in Form von exzessivem Sporttraining und riskantem Supplementgebrauch. Dazu kann die sogenannte Muskeldysmorphie kommen. Betroffene haben dann kein realistisches Bild mehr vom eigenen Körper, empfinden sich trotz vieler Muskeln als schmächtig und schwach. 

Ein weiterer besorgniserregender Trend könnte aus den USA und Kanada zu uns schwappen, das sogenannte „Looksmaxxing“. Auf Online-Plattformen wie TikTok, Reddit oder YouTube kursieren zahllose „Anleitungen“ von selbsternannten Coaches, die erklären, was angeblich nötig ist, um das Optimum an Aussehen, Styling oder Fitness herauszuholen. Diese Tipps können schlimmstenfalls gesundheitsgefährdende Maßnahmen beinhalten, wie riskante kosmetische Eingriffe oder Manipulationen am eigenen Körper. In entsprechenden Communitys ist vor allem die mentale Gesundheit gefährdet, wenn Fotos des eigenen Körpers von anderen Usern als unzureichend beurteilt werden. So können psychische Erkrankungen wie Depressionen, Ängste oder Phobien ausgelöst und befeuert werden. 

 

Tipps für MFAs

In der hausärztlichen (und kinderärztlichen) Praxis können MFAs auch etwas zur mentalen Gesundheit männlicher Patienten beitragen:

  • Aufmerksam werden bei häufigen Terminen mit diffusen Schmerzen, verändertem Sozialverhalten, starker körperlicher Veränderung oder auffallend vielen Krankschreibungen wegen unterschiedlicher Symptome.
  • Je nach Situation offen ansprechen: „Sind Sie zurzeit seelisch belastet?“ oder „Wie geht es Ihnen heute psychisch?“. Diese Fragen signalisieren Interesse und Offenheit.
  • Auf regionale Selbsthilfegruppen, psychologische Beratungsstellen, entsprechende Internetportale oder Seelsorger hinweisen und evtl. Infomaterial oder Kontaktmöglichkeiten weitergeben.

 

MT

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