

Gemeinsam besser werden: Feedbackgespräche im Praxisteam

In jeder Situation und Konstellation entscheiden wir neu, welche Bedürfnisse, Ideen und Gedanken wir preisgeben wollen. Wer sich gesehen und wertgeschätzt fühlt, kann sich leichter offenbaren und auch in seinen Entwicklungsfeldern ehrlich zeigen. Feedback ist konstruktiv, wenn wir:
beobachtbares Verhalten beschreiben, ohne Beweggründe zu unterstellen
zeitnah und situativ reagieren statt verzögert und rekonstruierend
konkrete Situationen heranziehen und nicht verallgemeinern („ständig“, „immer wieder“)
zur gemeinsamen Reflexion einladen, ohne zurechtzuweisen
nicht bloßstellen (z. B. vor Patientinnen und Patienten, Praxisleitung und anderen Teammitgliedern)
Wichtig ist beim Feedbackgeben auch ein Bewusstsein dafür, dass die eigene Wahrnehmung nicht unbedingt der objektiven Realität entspricht: Wir alle haben blinde Flecken. Echte Ich-Botschaften betonen deswegen die eigenen Gefühle und das eigene Erleben und lassen Raum für andere Sichtweisen: Wer den Satz mit „Ich habe das Gefühl“ oder „Auf mich wirkt das so, als ob…“ beginnt, macht es dem Gegenüber leichter, auch kritisches Feedback anzunehmen. Doch Vorsicht: Das Wörtchen „Ich“ allein macht noch keine Ich-Botschaft „Ich bin enttäuscht von dir, weil dir unsere Vereinbarung schon wieder egal war“ ist keine Ich-Botschaft, sondern ein verkappter Angriff, der verallgemeinert, Beweggründe unterstellt und die Person bewertet.
Aktiv Feedback einholen
Zu einer Feedbackkultur im Team kann man beitragen, indem man selbst aktiv positives wie kritisches Feedback gibt, aber auch, indem man eine positive Grundhaltung, Offenheit und Dankbarkeit für Feedback zum eigenen Verhalten zeigt. Wer nicht sofort in Rechtfertigung geht, sondern zuhört, nachfragt und die eigenen Arbeits- und Verhaltensweisen reflektiert und weiterentwickelt, bleibt glaubwürdig und nahbar. Besonders Führungskräfte wie Praxismanager/-innen, Teamleitungen oder Praxisleitungen sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu gehört auch, unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Blickwinkeln zu befragen und bewusst auch die diejenigen im Team zu Feedback einzuladen, denen man sich nicht freundschaftlich verbunden fühlt.
Safe spaces schaffen
Ist eine Unzufriedenheit bei einzelnen Personen spürbar, etwa anhand der Körpersprache (Zu- oder Abwenden) oder bestimmter Verhaltensweisen (am Handy spielen oder den Raum verlassen) ist es wichtig, einen safe space zu schaffen, in dem vertrauensvoll gesprochen werden und Klarheit darüber entstehen kann, ob die Unzufriedenheit mit der Arbeit zu tun hat und ob persönliche Konflikte im Raum stehen. Fragen wie „Ich habe den Eindruck, dass du mir aus dem Weg gehst. Bist du irgendwie unzufrieden mit mir oder sauer auf mich?“ sind dabei wirkungsvoller als Vorwürfe: „Du verlässt doch jedes Mal, wenn ich komme, den Raum.“ Vorwürfe drängen unser Gegenüber sofort in die Defensive. Bei vielen Konflikten im Team kann die Praxisleitung oder Teamleitung als neutraler Dritter vermitteln. Bei tiefgreifenden Teamkonflikten oder Konflikten zwischen Team und Praxisleitung empfiehlt es sich jedoch, frühzeitig mit externen Mediatoren zusammenzuarbeiten. Wichtig: Ob zwischen zwei Menschen „alles gut“ ist, bestimmen diese beiden und nicht nur einer von beiden. Ob im Team „alles gut“ ist, bestimmt das ganze Team. Es gibt keine Einzelperson, die darüber die Deutungshoheit beanspruchen darf. Feedbackgespräche im Praxisteam sind ein unverzichtbares Tool für Qualität, Motivation und Zusammenhalt. Teams, die regelmäßig und konstruktiv Feedback austauschen, sind resilienter, leistungsfähiger und zufriedener. Feedback erfordert Mut und Offenheit, doch die Anstrengung lohnt sich – für das Team, die Praxisleitung und für die Patientinnen und Patienten.
Mehr zur Gestaltung von Feedbackgesprächen lernen Interessierte im Fernlehrgang Teamleitung.
SZ
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