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Gesünder durch 4-Tage-Woche?

Ein zusätzlicher freier Tag pro Woche – für die meisten Vollzeitbeschäftigten ein Traum. Eine neue Studie zeigt nun, dass die verkürzte Arbeitszeit nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch die psychische Gesundheit schützt.

Knapp 2.900 Beschäftigte aus 141 Unternehmen wurden für die Studie begleitet, die kürzlich im Fachjournal „Human Behaviour“ erschien. Sie sind ansässig in Australien, Kanada, Irland, Neuseeland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Somit handelt es sich um die weltweit umfangreichste Studie zur 4-Tage-Woche. In den Betrieben wurde testweise über 6 Monate ein Arbeitszeitmodell eingeführt, bei dem die Beschäftigten 80 % ihrer bisherigen Arbeitszeit ableisteten. Dafür erhielten sie weiterhin das volle Gehalt. 
 

1:0 für die 4-Tage-Woche

Um sich auf die veränderten Gegebenheiten vorzubereiten, gestalteten die Unternehmen verschiedene Prozesse um. Sie strichen oder kürzten Meetings, verteilten Verantwortlichkeiten neu und passten Arbeitsabläufe an. 

Die Fragebögen, die vor und nach dem Testzeitraum für die Studie ausgefüllt wurden, ergaben, dass die Arbeitszeit durchschnittlich um 5 Stunden pro Woche reduziert wurde. Das Ergebnis: Die Beschäftigten berichteten im Anschluss an das Experiment von höherer Arbeitszufriedenheit, besserer psychischer Gesundheit und gesunkenen körperlichen Beschwerden wie Schlafproblemen. Es wurden auch weniger Fälle von Burn-out verzeichnet. Je stärker die Arbeitszeit reduziert wurde, desto ausgeprägter waren die positiven Effekte. Besonders deutlich wurden sie bei denjenigen, die ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen konnten.

Auch der Verdacht, dass sich ein erhöhter Druck einstelle, wenn der Arbeitsumfang in einer kürzeren Arbeitszeit erledigt werden muss, wurde nicht bestätigt. Zum Vergleich wurde eine Kontrollgruppe mit 285 Angestellten aus 12 Unternehmen herangezogen, in der keine Arbeitszeitreduktion erfolgte. Die Beschäftigten mit der 4-Tage-Woche schnitten nach den 6 Monaten deutlich besser ab, was ihr Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit betraf. 

Fazit der Studienautorinnen und -autoren: Wenn unnötige Prozesse und Arbeitsabläufe optimiert werden, kann eine 4-Tage-Woche ohne Produktivitätsverlust funktionieren. Das liegt auch daran, dass die Beschäftigten erholter und zufriedener sind und somit leistungsfähiger. 
 

Hohe Arbeitsbelastung verändert das Gehirn

Auch aus neurologischer Sicht könnte eine reduzierte Arbeitszeit sinnvoll sein, wie die arbeitsmedizinische „Gachon Regional Occupational Cohort Study“ herausfand, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Es nahmen 110 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen in Südkorea teil. 32 von ihnen berichteten über sehr lange Arbeitszeiten über 52 Stunden. Sie wiesen in einer Magnetresonanztomografie (MRT) eine Zunahme des Volumens verschiedener Hirnregionen auf. Die genauen Auswirkungen sind noch nicht näher erforscht. Die Studienautorinnen und -autoren führen sie auf eine dauerhafte Überlastung zurück, die sich somit möglicherweise noch tiefgreifender auf die mentale Gesundheit auswirkt als bisher angenommen.
 

Das wünschen sich Arbeitnehmende

Die Jobplattform Stepstone hat in einer Umfrage mit YouGov untersucht, welche Arbeitszeit sich die Menschen in Deutschland wünschen.

Die Ergebnisse:

  • 73 % würden die Anzahl der täglichen Arbeitsstunden erhöhen, wenn sie an anderen Wochentagen dafür weniger arbeiten müssten.
  • 30 % können sich vorstellen, längere Arbeitstage zu haben, wenn andere dafür frei wären. 
  • 75 % denken, dass sie produktiver wären, wenn sie ihre Arbeitszeit frei gestalten könnten.
  • 42 % halten eine 4-Tage-Woche in ihrem Job für theoretisch umsetzbar.
  • 37 % verfügen heute schon über Gleitzeit.
  • 18 % der deutschen Unternehmen bieten bisher eine 4-Tage-Woche an.

 

Herausforderungen und Chancen

Natürlich ist die Umsetzung der 4-Tage-Woche nicht in jedem Arbeitsfeld möglich. Gerade in kundenorientierten Bereichen wie dem Gesundheitswesen ist die Verwirklichung eine große Herausforderung. Doch grundsätzliche Überlegungen zur Überarbeitung eingefahrener Arbeitsprozesse können trotzdem zu höherer Effizienz und somit zu weniger benötigter Arbeitszeit beitragen.

 

MT

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