

Herpes zoster: Wie lässt sich die Impfquote steigern?

Herpes zoster (umgangssprachlich Gürtelrose) entsteht, wenn das Varizella-Zoster-Virus (VZV), das nach einer Windpockenerkrankung lebenslang im Nervensystem verbleibt, reaktiviert wird. Auslöser sind häufig ein geschwächtes Immunsystem, höheres Alter, chronische Krankheiten oder Stress. Typisch sind gerötete Haut und schmerzhafte Bläschen. Sie werden oft begleitet von Brennen und unangenehmen Nervenschmerzen, die schon Tage vor dem Ausschlag auftreten können.
Besonders gefürchtet ist die postherpetische Neuralgie (PHN). Dabei können die Schmerzen noch Monate oder sogar Jahre anhalten. Komplikationen wie Zoster ophthalmicus mit Augenbeteiligung oder generalisierte Verläufe sind ebenfalls möglich. Gefährdet sind vor allem Menschen ab 60 Jahren sowie Patientinnen und Patienten ab 50 mit chronischen Erkrankungen oder geschwächtem Immunsystem.
Besorgniserregende Impfquote
Wie nun der diesjährige Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer zeigt, ist die Impfquote gegen Herpes zoster auffallend niedrig. Obwohl die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung allen Menschen ab 60 Jahren sowie Risikopatienten ab 50 empfiehlt, sind rund 80 % der über 60-Jährigen nicht oder nur unvollständig geimpft. Bei den über 80-Jährigen haben nur rund 15 % die Grundimmunisierung erhalten. Dabei ließen sich durch den Impfschutz laut Barmer-Report 2 von 3 Erkrankungen verhindern. „Die HZV-Impfung verringert das Erkrankungsrisiko einer Gürtelrose erheblich. Die bisherige Impfquote ist jedoch absolut unzureichend. Die Versicherten haben Anspruch auf die Impfung und sollten diese auch angeboten bekommen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Unterschiede in den Praxen
Was der Report noch zeigt: Es gibt große Unterschiede bei den Impfquoten der einzelnen Praxen. Diese reichen von 0 bis 88 %, wie eine Analyse auf Basis der Impfquoten bei anspruchsberechtigten Versicherten der Barmer ergab.
Der Grund dafür könnte u. a. in der praxisindividuellen Organisation des Angebots an Schutzimpfungen liegen. Laut einer Barmer-Analyse impften die Praxen mit geringer Impfquote bei Herpes zoster auch seltener gegen Influenza.
Auch regionale Unterschiede sind zu beobachten. Während in den östlichen Bundesländern die Impfquoten teilweise bei 29,3 % (Sachsen-Anhalt) liegen, kommt Baden-Württemberg lediglich auf 15,4 %. Hier könne man sehen, in welchen Regionen Informations- und Aufklärungskampagnen besonders wichtig seien, so Prof. Dr. med. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken und Autor des Arzneimittelreports.
Barmer-Chef Christoph Straub ermutigt die hausärztlichen Praxen dazu, die Impfung anzubieten und die Patientinnen und Patienten entsprechend aufzuklären. „Impfen ist grundsätzlich Aufgabe aller Praxen. Ob jemandem die indizierte Impfung angeboten wird, darf nicht davon abhängen, zu welchem Hausarzt er geht.“
Mehr Impfungen in Ihrer Praxis
Mit einfachen Maßnahmen direkt in der Praxis lässt sich die Impfquote deutlich steigern. Bewährt haben sich:
- Gezielte Identifikation: Nutzen Sie Praxissoftware oder Patientenlisten, um alle Patientinnen und Patienten ab 60 sowie Risikopersonen ab 50 zu kennzeichnen.
- Aktive Ansprache: Fragen Sie beim Termin routinemäßig nach dem Impfstatus und empfehlen Sie die Impfung gegen Herpes zoster.
- Erinnerungssysteme: Versenden Sie SMS, Briefe oder E-Mails für ausstehende Impfungen an die jeweiligen Patientinnen und Patienten.
- Infomaterial bereitstellen: Flyer, Plakate und digitale Infos machen im Wartezimmer auf die Impfung aufmerksam.
- Impfsprechstunden einrichten: Feste Zeiten senken Hemmschwellen.
- Monitoring: Werten Sie die Impfzahlen regelmäßig aus und prüfen Sie, ob die Zielvorgaben erreicht wurden.
MT
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